Metaebene

Jede Geschichte sollte ihren Anstoß finden, in dem man eine Grundaussage zum Ziel der Geschichte trifft. Eine Metaebene der Geschichte ist absolut wichtig, um mittels einem Überbau dem Text eine Bedeutung und einen roten Faden zu geben. Ansonsten wirken Texte wie lieblos zusammen geschusterte literarische Ergüsse. Das sich im Laufe des Schreibprozesses die Schwerpunkte verschieben und andere Titel, Thesen und Temperamente sich zu der ursprünglichen Grundaussage hinzugesellen versteht sich von selbst und trotzdem sollte man den Ursprung und Grundaussage der Geschichte niemals aus dem Blick verlieren. Leider kommt das oft vor und am Ende des Tages, wenn alles zusammengerechnet und wieder abgezogen wird, bleibt oft ein dummer Rest übrig, der sogar der Grundaussage widersprechen kann. Deswegen sollten manche Autoren lieber zweimal nachdenken, bevor sie weiterschreiben und nur literarischen Auswurf fabrizieren.

Die Metaebene ist zuerst ein tendenziöser Schlag ins Kontor der Befindlichkeiten. Ich wage mich hervor und gehe damit ein Risiko ein. Hier offenbart sich die Gesinnung des Autors, sein Sendungsbewusstsein, das ihn um seine Reputation bringen kann. Vielleicht liege ich schon hier daneben und gebe mein Werk der Lächerlichkeit preis. Die guten Autoren, die echten Schriftsteller, sind an dieser Stelle den billigen Massenschreiberlingen haushoch überlegen. Sie bieten echte Angriffs- und Indentifikationsflächen, je nach Gesinnung des Lesers. Die schlechten Autoren sind schon in diesem frühen Stadium an ihrer Oberflächlichkeit gescheitert und können den Leser höchstens noch unterhalten. Ich kann mich noch erinnern, dass Schriftsteller vor ca. dreißig Jahren bei jeder Gelegenheit an ihrer Grundaussage gemessen wurden und ständig die Frage gestellt bekamen, welche Absicht sie mit ihrem Buch verfolgten. Schriftsteller verwiesen den Frager auf ihr Buch, das sich selbst erklärt und ließen den Frager gegen die Wand prallen. Die Unterhaltungsschreiber fingen an, ihr Buch selbst zu interpretieren. Die Metaebene muss sich selbst erklären, sich auf jeder Seite des Textes offenbaren und sogar den beschränktesten Leser auf die richtige Spur bringen. Der eine wird sich damit voll und ganz identifizieren und der andere wird es verärgert zur Seite legen. Dann hat der Autor alles richtig gemacht. Erst wenn er versucht, jedem Leser und Kritiker mit hübschen Banalitäten einen Gefallen zu erweisen, wird seine Unfähigkeit deutlich. Die Quintessenz der Metaebene heißt also, Risiko lohnt sich. Ich stehe außerhalb, mein Denken wird deutlich, man soll sich daran reiben und im besten Falle sich damit identifizieren. Allerdings: Ein Buch verändert selten die Welt und die Menschen, aber: es kann Pflöcke in das Herz der Finsternis schlagen und dafür sorgen, dass sich in möglichst vielen Hirnwindungen der Leser etwas hängen bleibt.

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