Exposè

Ein Exposé zu schreiben ist mir immer schwer gefallen. Einerseits, weil es einen Roman auf das wesentlichste reduziert, anderseits, weil ich es immer nach Fertigstellung des Romans geschrieben habe. Ein grundlegender Fehler, den ich mit dem meinem neuen Werk nicht noch einmal machen wollte. Natürlich gibt es einen Unterschied, ob ich ein Exposé schreibe, um die Handlungsstränge zu modellieren oder ob ich mich damit bei einem Verlag bewerben will. In diesem Fall war es dann doch eher eine Bewerbung. Schließlich wollte ich meine schärfste Kritikerin beeindrucken. Ich habe vier Monate daran gefeilt. Erst dann fühlte es sich gut an. Und das ist erst einmal die Diskussionsgrundlage. D.h. nachdem Henni es gelesen hat, werden wir sehen, was davon aufrecht zu erhalten ist. Zwischendurch drängte sich mir die Ansicht auf, ich schreibe einen Agententhriller. Das ist das Problem beim Exposé. Man schreibt reine Handlungsstränge auf und weiß im Endeffekt nicht, wie man es mit Leben erfüllt. Es ist vergleichbar mit einem Drehbuch. Wenn ich Drehbücher von bekannten Filmen lese, denke ich immer, das da was fehlt. Es ist nur das Handlungsgerüst, höchstens noch die Dialogvorgabe. Die Inszenierung passiert an anderer Stelle. Man braucht erst einmal einen Fahrplan. Mein Fahrplan ist jetzt fertig und schlummert auf einem USB-Stick. Ich hoffe, Henni nimmt sich bald die Zeit und liest diese fünf Seiten. Ich freue mich auf ihre Rückmeldung. Es ist das erste Mal bei einem meiner Projekte, das ich bei der Entstehung die Hilfe eines anderen in Anspruch nehme. Ich denke, das zahlt sich aus. Bis sie sich meinem Exposé gewidmet hat, werde ich mich anderer Dinge widmen. Wie z.B. der Entwicklung des Dialogs zwischen Shaw und Cherry-Garrard. Dafür ist viel Vorarbeit nötig. Im Augenblick arbeite ich daran, diese Vorarbeit in ein kleines Zwischenprojekt zu packen und mich von dem ursprünglichen Projekt zu lösen.

 

3 Gedanken zu “Exposè

  1. Ich hätte bei einer solchen Vorgehensweise zu viel Angst, mich an Dingen festzubeißen, die eigentlich geändert werden müssen. Manchmal kommt es ja vor, dass man während der detaillierten Planung feststellt, dass ein Handlungsstrang so gar nicht funktioniert, wie man ihn sich gedacht hat. Nun habe ich aber schon im Expose den Strand so und so festgelegt. Mein Inneres Ich würde schwer mit sich hadern, nun noch einmal grundlegende Änderungen vorzunehmen 😛

    • Das habe ich auch immer gedacht: mit dem Exposé lasse ich mir keinen Freiraum. Alles ist festgelegt. Allerdings habe ich im Laufe der Jahre meine Freiheit zu sehr missbraucht und viel zu viel und zu ausufernd geschrieben. Das ist noch viel schlimmer, zumindest für mich. Wenn ich auf einmal überlegen muss, was gestrichen werden muss, damit man noch so etwas wie einen roten Faden erkennt….jemand der beim stringent vorgeht, wird ohne Exposé auskommen😉

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