Wie, du weißt nicht, wie die Geschichte weiter geht!?

Nachdem Henni meine dritte Version gelesen hatte, entstand eine neue Diskussion. Ich konnte Henni nicht wirklich erklären, worum es in der Geschichte eigentlich ging. Ich konnte ihr nicht plausibel die Zusammenhänge zwischen Figuren und ihren Taten erläutern.

Literarischen Sinn ergibt sich nur, wenn eine handelnde Person ein Motiv für ihr Handeln hat und literarisch interessant wird es erst, wenn mehrere handelnde Personen mit verschiedenen  Motiven aufeinandertreffen. Und lesbar wird es erst, wenn es eine eindeutige Kausalkette gibt, die niemals abreißt. Viele schlechte Texte scheitern nicht an fehlenden sprachlichen Mitteln, sondern an mangelnder Kohärenz in ihren Kausalketten. 

Henni hat mich ertappt. Z.B. konnte ich nicht erklären, warum Alethea ein Roman über Scott schreiben will. Klar habe ich mir ein Motiv konstruiert. Sofia hat ihr es nahegelegt einen historischen Roman zu schreiben, um im Subtext eine politische Botschaft zu schreiben. Was für ein Quark. Alethea hat noch nie einen historischen Roman geschrieben. Ihre Leser erwarten von ihr Fantasygeschichten. Ihre Auftraggeber, eine staatliche Stelle, wird ihr das nicht erlauben, weil sie Angst hätten, dass sie daran scheitert, weil sie um die Fähigkeit ihrer Autorin wissen. Gleichzeitig braucht Alethea den Erfolg, um in der sozialen Hierarchie aufsteigen zu können. Sie kann es sich nicht leisten, auf eigene Faust ihren Stil zu ändern. Sie ist auf Gedeih und Verderb auf das Wohlwollen der staatlichen Stellen angewiesen und hat gar keinen Freiraum, um Sofias blöden Ideen zu folgen.

 Ich habe die ursprüngliche Idee meiner Frau vorgestellt und sie hat mir meine Kausalkette sofort zerlegt und gezeigt, dass sie in das Nichts einer schlechten Geschichte führt. Ich spürte, was mir fehlt: Ein Exposé. Ich musste mir erst einmal selbst klar machen, wohin meine Geschichte führt. Die Handlungsstränge mussten logisch sein und klar die Motive der handelnden Personen erkennen lassen. Mit einem Exposé ist das möglich. Vor allem kann ich die Kausalketten immer wieder bearbeiten. Wenn ich einen Roman schreibe und ich stelle mittendrin fest, dass es dringenden Änderungsbedarf gibt, kann man das Ruder kaum noch herumreißen.

 

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