Nicht Reihe 3, Platz 58 und 59 – Lazarus

Das blöde Virus hat uns die halbe Theatersaison geklaut. Wir waren Anfang März das letzte Mal im Theater und in der neuen Saison werden die Stücke nachgeholt, die wir Abonnenten verpasst haben. Mal abgesehen von der etwas schrägen Kommunikation per E-Mail (äh? Was? Ich verstehe nix!) hat sich der Verwaltungsapparat unseres Lieblingstheaters gut um uns gekümmert. Auf Nachfrage hat man uns das Procedere erläutert und uns gleich Karten für Nachholtermine zur Verfügung gestellt.

Ein paar Tage vor der Aufführung habe ich eine Mail mit Anweisungen bekommen: “Unten sehen Sie den Bereich, in dem sie sich einen Platz aussuchen müssen.“ Ich schaue auf das Ende der Mail und es taucht ein grüner Balken auf. Darin in schwarzen Buchstaben: „links grün.“

Wie haben die Kenntnis von meiner politische Gesinnung erlangen können? Ich wollte noch in Theater nachschauen, ob es für die entgegengesetzte politische Überzeugung einen „rechts braun“- Abschnitt gab, habe es aber leider vergessen.

Wir nahmen im zugewiesenen Bereich Platz und begrüßten mit einem lauen Winken das Paar, das sonst direkt neben uns sitzt und nun zwei Plätze zwischen uns und ihnen lassen musste. Wir hatten mehr Platz und Beinfreiheit. Die Türen zum Innenraum blieben während der Vorstellung auf. Es kam frische Luft in die ansonsten muffige Bude, in der oft die Luft steht, als wäre der Innenraum seit der ersten Vorstellung im Jahr 1907 nicht gelüftet worden. Masken tragen während der gesamten Vorstellung, auf den Wein in der Pause zu verzichten, das sind schon harte Einschränkungen für den Bildungsbürger. Aber da wir auch sonst keine Jammerlappen sind, freuen wir uns einfach darauf, wieder am Kulturleben teilnehmen zu können. Denn das hat uns wirklich gefehlt.

Falls ich es noch nicht gesagt habe: Ich finde Musicals schrecklich. Ich wiederhole es gerne: Musicals sind eine Zumutung. Auch Lazarus, obwohl es von dem wahrscheinlich einzigen Außerirdischen handelt, der es jemals zum Rockstar gebracht hat, ist grauenvoll langweilig.

Das ich dieses Musical nicht mag,  liegt nicht an David Bowie und seinem Werk, das hier über zweieinhalb Stunden ausgebreitet wird und für das ich mich immer leise habe begeistern können.  David Bowie war ab den Siebzigern im Rock und Pop eine stilbildende Macht, die auch immer mehr Sensibilität und Intellektualität versprach, als all die anderen Pop- und Rockikonen der letzten vierzig Jahre.

Es liegt auch nicht an der Story, die sie um die Lieder herumgestrickt haben. Man liefert die Fortsetzung des Filmes, in dem Bowie in seiner ersten großen Filmrolle reüssierte: der Mann, der auf die Erde fiel. Er spielte einen Außerirdischen, der auf der Erde hängen bleibt, sich verliebt, seine Liebe wieder verliert, als reicher Unternehmer eine Rakete bauen will, die ihn zurück nach Hause bringt und dabei scheitert. Im Musical sitzt der Außerirdische in seiner Wohnung, kann nicht altern, kann nicht nach Hause, trauert seiner alten Liebe nach und vertreibt sich die Zeit, mit dem übermäßigen Genuss von Gin. Lazarus kann nicht sterben, er ist zur Wiederauferstehung verdammt. Das ist doch schon die wichtigste Botschaft des Musicals. Herr Bowie kann nicht sterben, er ist der ewige Außerirdische der Popkultur.

 Auch die dargebotene Leistung der Schauspieler ist nicht der Grund für mein Unbehagen. Manchmal ist es etwas verwirrend, wenn man bemerkt, dass die Schauspielerin in den Filmeinspielungen gar nicht mehr zum Ensemble gehört und durch eine andere Schauspielerin ersetzt wurde. Auch kann man nicht erwarten, dass irgendein Schauspieler den Gesang von Herrn Bowie perfekt imitieren kann. Es mag der Funke nicht überspringen. Auf der Bühne macht man Rambazamba aber unten im Zuschauerraum herrscht Stille. Rockmusik lebt nun mal von der Interaktion zwischen Band und Zuhörer. Deswegen kann die Leistung des Schauspielensembles schon mal nur solide wirken und mich nicht vom Hocker hauen.

Es liegt schon einmal gar nicht an der musikalischen Leistung der Band, die im Hintergrund agiert. Alle Stücke werden fehlerlos dargeboten, manche zu überraschenden Versionen arrangiert. Alles klingt gut, aber auch nicht einzigartig. Interpretationen auf Profiniveau, fast schon zu schön, um mit den schrillen Originalversionen mithalten zu können.  

Ja und auch das Bühnenbild ist wie immer fantastisch. Aber mit Filmeinspielungen irgendwie einen oben drauf setzen, wird von der Institution Theater einfach überstrapaziert.

Mein persönlicher und vollkommen subjektiver Geschmack mäkelt an diesem Stück herum, weil es als Musical daher kommt. Die Theater verkaufen sich unter Wert, wenn sie dieser albernen Mode folgen und mit Rock- oder Popsongs ganze Inszenierungen füllen. Das Theater lebt doch von der Kraft der Sprache, vom der Präsenz der Schauspieler und nicht von musikalischen Darbietungen, die vielleicht als Beiwerk einer Inszenierung dienen können. Ich hoffe, die Mode der inszenierten Rockkonzerte geht bald an uns vorbei und wir kehren wieder zu den Wurzeln des Schauspiels zurück.

Reihe 3, Platz 58 und 59 – Capitalista, Baby!

IMG_2150

Schon wieder ins Theater!!!  Und dann noch geschlagene zweieinhalb Stunden am Samstagabend konzentriert dem Geschehen auf der Bühne folgen. Und alles nur für eine Adaption des Romanes „The Fountainhead“ von Ayn Rand. Was tut man sich nicht alles an, wenn man ein Amateur-Theaterkritiker sein will!

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Howard Roark, der sich als genialer Architekt gegen den Mainstream, die Presse und gegen das Mittelmaß durchsetzen will. Er will bei seiner Arbeit keine Kompromisse eingehen und eckt mit seiner kühl und unnahbaren, teilweisen schroffen Verhalten überall an. Es dauert lange bis er seine Genialität anerkannt wird. Als ein Entwurf für eine Sozialsiedlung nicht nach seinen Vorstellungen gebaut wird, zündet er die Siedlung an und kommt vor Gericht. Er hält ein Plädoyer für den uneingeschränkten Individualismus, der die Schöpfungskraft der Menschen voll zur Geltung bringt und verteufelt den Kollektivismus, der nur Schmarotzer bevorzugt.

Was soll das? Ayn Rand ist eine amerikanische Autorin, die als Kind die russische Revolution hautnah erlebte und mit ihrer Familie in die USA auswanderte. Sie war als Drehbuchautorin in Hollywood erfolgreich und schrieb zwei Romane, die zu den meistgelesenen Werken in den USA gehören. Einer dieser Romane ist „The Fountainhead“. Haben sie schon einmal davon gehört? Hier kennt sie niemand. Ayn Rand hat den Dualismus von Individualismus und Kollektivismus bis zum Erbrechen gepredigt und gelebt. Nur der Egoist kann frei von den Zwängen der Gesellschaft mittels der Vernunft große Dinge hervorbringen. Der Kollektivismus bringt Menschen hervor, die ein Leben aus zweiter Hand führen, weil sie von den Errungenschaften des Kollektivs profitieren, ohne eine Leistung dafür zu erbringen. Der Staat muss sich aus allem heraus halten. Sie verpönte staatliche Wohlfahrt und den Altruismus. Frau Rand hatte einen wirklich unheimlich zu nennenden Einfluss auf große Teile der amerikanischen Gesellschaft. Wer Obamacare für eine Ausgeburt des Sozialismus hält, steht in einer Linie mit Frau Rand. Sie ist von den ultrakonservativen Strömungen in den USA vereinnahmt worden und hat viele Schablonen für deren menschenverachtendes Denken geliefert.

Muss man solchen ideologischen Schund auf die Bühne bringen? Ja, muss man. Anfangs kann man den pervertierten Individualismus durchaus gut finden. Roark (Lukas Goldbach) ist als Querdenker erst mal nicht unsympathisch. Sein Gegenstück Peter Keating (dargestellt von Pascal Thomas), ein unfähiger Karrierist, hüpft wie ein kleiner Vollidiot über die Bühne und unternimmt alles, um vom Zuschauer als lächerliche Karikatur wahrgenommen zu werden. Also fühlt man sich erst einmal bestätigt. Möchte man nicht auch ein Teufelskerl wie Roark sein? Ein von Vernunft geprägter schöpferischer Geist? Man kennt so viele Erfinder und Denker, die doch wegen ihrer Kompromisslos- und Rücksichtslosigkeit großartige Dinge erdacht und erschaffen haben.

Zu der Konstellation Roark und Keating gesellt sich die intellektuelle Schönheit Dominique Francon (Anne-Elise Minetti),  die Keating heiratet und Roark verfällt. Zwischen ihr und Roark entspinnt sich ein Kampf um Anziehung und Macht. Zum Panoptikum gesellt sich noch ein Zeitungstycoon, der in Roark einen Wiedergänger sieht, der genauso wie er ruchlos und ohne Kompromisse sich an die Spitze geboxt hat und ein weiterer Zeitungskritiker, der die öffentliche Meinung nutzt, um selbst Macht ausüben zu können.  

Man beobachtet New Yorker Upper-Class-Hühner,  wie sie auf den Rampen des Modells eines Wolkenkratzers ihr Ränkespiel aufführen und findet sie irgendwann lächerlich. Roark ist mit seiner Genialität auch nur Teil eines Systems aus Individualisten, die nichts anderes im Kopf haben als Macht und Befriedigung des eigenen Egos. Als Roark am Ende sein Monolog über die Schöpfer und die Schmarotzer hält, hat er seine eigene Ideologie schon lange verraten. Es mag einen Widerstreit zwischen Individuum und Gesellschaft geben und beides zusammen zu bringen ist die Aufgabe einer demokratisch organisierten Gemeinschaft, deren Anliegen es ist, allen Menschen im Rahmen einer gemeinsamen Übereinkunft Raum zur Entfaltung zu geben. Das Ego gegen die Masse auszuspielen dient als Mittel der Unterdrückung. Die Unterprivilegierten werden zu Schmarotzern degradiert. Ihnen wird jede Entwicklung versagt. Sie dienen den angeblich so genialen Machtmenschen als Rechtfertigung für ihren Machtanspruch. Jeder ideologisch verbrämte Dualismus, der Menschen in Schwarz oder Weiß, Individualisten und Schmarotzer einteilt trägt den Faschismus in seinem Herzen.

Der Architekt Roark bringt am Ende nur technokratischen Unsinn vor. Er redet darüber, dass derjenige, der das Feuer bringt, anschließend auf dem Scheiterhaufen endete, weil er von seinen Mitmenschen nicht geachtet wurde und diese seinen Erfindungsgeist nicht zu schätzen wusste. Das beleidigte Genie beleidigt alle anderen, weil er sich nicht gewürdigt fühlt.  Hier offenbart sich der ideologisierte Narzissmus der Autorin, die anscheinend eine persönliche Rechnung mit dem Kollektiv offen hatte. Wie traurig und doch allgegenwärtig. Scheinen nicht viele dieser großen Individualisten, die unsere Zeit prägen, die von uns für Ihre Leistungen bewundert werden, menschliche Defizite aufzuweisen. Erinnern wir uns doch zum Beispiel an die peinlichen Auftritte von Mark Zuckerberg, der bei einer Senatsanhörung,  sich eher wie ein trainierter Affe verhielt und damit zur Karikatur der Karikatur wurde?

Für uns war es ein langer kurzweiliger Abend mit der tiefen Erkenntnis,  dass es sich lohnt an das Verbindende zwischen Menschen zu glauben, weil damit erst die Wirkkraft des Einzelnen positiv zur Geltung kommen kann.

Reihe 3, Platz 58 und 59 – Orlando

IMG_2150

 

Nach unseren Ausflug in die hinteren Ränge, durften wir endlich an unseren Stammplatz zurückkehren. Wir rutschen an den Menschen vorbei, die mit uns in einer Reihe sitzen. Zuletzt begrüße ich den netten Mann, der jedes Mal direkt neben mir sitzt und immer ein nettes Lächeln für uns übrig hat, während meine Frau ihn konsequent ignoriert. Ich weiß diesmal überhaupt nicht, was mich erwartet. Ich habe in unserer Lokalzeitung eine Rezension gelesen, die eher zurückhaltend war. Der Tenor: Viel Firlefanz, Getue und Geheimniskrämerei auf der Bühne, ohne Sinn und Form. Mit Bedeutung aufgeladene Leerverkäufe von Literatur.

Virginia Woolf, wortgewaltige Ulknudel mit Trauerkloßambitionen, die im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts wichtige und stilprägende Werke moderner Literatur erschaffen hat, war die Autorin des Romans „Orlando“.  Die Hauptfigur liefert mit seinem Namen den Titel für den Roman. Kurz beschrieben geht es auch um das Leben dieser Figur, dessen Geschichte im siebzehnten Jahrhundert als Adliger in Großbritannien beginnt und im zwanzigsten Jahrhundert zur Zeit der Entstehung des Romans endet. Jemand überlebt mehrere Jahrhunderte und bleibt dabei immer ein Schönling Mitte dreißig? Zwischendrin wechselt dasjenige auch noch das Geschlecht? Wie kann so etwas sein? Das ist doch unmöglich? Und wie will man eine solch versponnene und phantastische Geschichte auf die Bühne bringen?  Insbesondere wenn der wortgewaltige Text voller Beschreibungen und Bilder schon den gewöhnlichen Leser überfordert?

Ganz einfach: man reduziert die Geschichte auf ihre Kernelemente und bringt sie in einen anderen Zusammenhang. Es liegt nahe autobiographische Elemente zu integrieren. Schließlich hat Frau Woolf ihren Roman selbst im Untertitel als autobiographisch beschrieben. Fertig ist ein Stück epischen Theaters, das den Roman mehrere zusätzliche Ebenen gibt und ihn in einen aktuellen Kontext bringt.

Das Stück spielt in einem Tonstudio. Die wuchtigen Holzwände begrenzen den Raum und in den Raum sperrt man die Protagonisten ein. Von Zeit zu Zeit senkt sich eine durchsichtige Plastikwand nieder, die wie die Glasscheibe zwischen Regie und Aufnahmeraum ein Gegenüber von Toningenieur und Musikern schafft, die sich zwar sehen, aber nur durch Mikrofone und Verstärkung miteinander reden können. Der Aufnahmeleiter (Tom Wild) spricht Anfangs nur aus dem Off und gibt Anweisungen. Später wird klar, dass der Aufnahmeleiter Leonard Woolf, der Ehemann von Virginia, darstellen soll. Virginia Woolf, dargestellt von Carolin Weber, die für mich einer der stärksten Schauspielerinnen des Ensembles ist, liest ihren eigenen Text ein. Man springt von Textstelle zu Textstelle. Leonard gibt Anweisungen und Virginia gibt alles, um ihren Text durch das Lesen mit Leben zu füllen. Drumherum gibt es einen Musiker, der auf einem Cembalo herumhaut, drei Schauspieler, die anscheinend auch dazu da sind, um Teile des Textes zu rezitieren und eine Tänzerin, die das Gelesene tänzerisch begleitet.

Diese Exposition am Anfang des Stückes irritiert und man fragt sich sehr lange, was das alles soll. Ganz klar: der ungeübte Zuschauer, der kausale Handlungsstränge gewöhnt ist, wird schnell müde und gibt auf. Der Zuschauer, der eine Antwort auf seine Fragen will, bleibt dran und wir am Schluss für seine Beharrlichkeit belohnt.

 

Irgendwann springt der Funke über. Carolin Weber trägt mit viel Leidenschaft Orlandos Geschichte vor. Zwischen den überbordenden Beschreibungen eines seltsamen Lebens spielt sie gemeinsam mit ihrer  Freundin Vita (Paula Schrötter) Ausschnitte aus ihrem intensiven Briefverkehr. Dazu gesellen sich die Tanzeinlagen der Balletttänzerin, die Bewegung in die starre bewegungsfreie Studiokonstellation bringt und die Virginias Innenleben repräsentiert und Harriet, die Erzherzogin, gespielt von Pascal Thomas, der sich immer mehr in die Rolle als Frau begibt. Alles wird garniert mit anderen absonderlichen Ausflügen und findet eine Ende als der Aufnahmeleiter sich immer mehr ins Studiogeschehen einmischt und Virginia, aus Angst, dass ihre geistige Krankheit hervorbrechen könnte, sie bevormundet und ihr die eigene Urteilfähigkeit abspricht. Der Roman tritt in den Hintergrund und das Leben von Virginia Woolf in den Vordergrund. Virginia tauscht die prallen Farben des Lebens gegen die Schattierungen der Dunkelheit. Am Ende des Stückes begeht sie Suizid. Sie tritt auf ein kleines Podest und fährt langsam in den Bühnenboden hinab, aus dem gleichzeitig Luftballons in Form von Fischen hinaufsteigen.

Für ein Stadttheater, das mich in letzter Zeit mit viel zu beliebigen Inszenierungen enttäuscht hat, mag diese Inszenierung eine Herausforderung darstellen. Aber hier hat sich die wirkliche Qualität dieses Ensembles offenbart, dass in seinen guten Momenten sich nicht nur für Experimente öffnet, sondern sie auch angemessen und erfolgreich umsetzt. Im Nachhinein ein kurzweiliger Abend. Zum Glück glaube ich nur mir und nicht den anderen Rezensenten.

Reihe 3, Platz 58 und 59 – Johnny Breitwieser

IMG_2150

 

 Den eigentlichen Termin, der in unserem Theaterabo für das Stück vorgesehen war, konnten wir nicht wahrnehmen. Wir hatten keinen Babysitter. Wir buchten um und erhielten einen anderen Platz in Reihe sechs. Mit dem Platz am linken Rand des Geschehens änderte sich meine Perspektive als Zuschauer. Vorher saßen wir privilegiert in der Mitte unter gleichgesinnten Theaterabonnementen. Wir gehörten zu der Elite, einer kleine Menschenmenge in den ersten drei Reihen, die mit ihrem delikaten Blick, ihrem milden Lächeln, ihrer Kenntnis und Wissens um die Eigenheiten des Theaters und ihrer Nähe zur Bühne den Zuschauerraum im Griff hatten. Die anderen Zuschauer sind nur Zaungäste, die verunsichert in den schmalen Gängen hocken und die Rituale des Theaterbesuches nicht befolgen.

Nun waren wir in der Gosse gelandet. Vor uns saß eine sichtlich ungepflegte Frau, die mehr als einen Sitzplatz ausfüllte. Ich weiß nicht, ob es an ihrer Körperfülle lag oder an den Anorak, die sie im gut geheizten Theaterraum nicht ablegen wollte. Wir saßen sehr früh auf unseren Plätzen und müssen unweigerlich der Frau mit unseren aristokratischen Blicken folgen.  Wenn andere Zuschauer sich an ihr vorbeidrängelten, um an ihre Plätze zu gelangen, erhob sie sich mühevoll, von ihrer Begleiterin gestützt, und streckt uns ihren nackten Hintern entgegen. Ihr wurde sofort bewusst, dass die rutschende Jogginghose ihren Allerwertesten freilegte und sie zog vorsichtig den Stoff wieder über das Hinterteil. Aber vergessen wir für ein paar Sekunden die Gosse in der Reihe sechs.

Wenn ich in ein Musical gehen will, gehe ich nicht ins Stadttheater Giessen. Denn das hat man versucht, uns an diesem Abend zu bieten: Ein grauenvolles Musical. In meiner elitären Wahrnehmung sind Musicals nichts anderes als Unterhaltungsspiele für Menschen, die keine Ahnung von Kultur haben und immer nur nach dem vermeintlichen Wohlklang streben.

Worum geht es in dem Stück:  Die wahre Geschichte eines Kleinkriminellen aus Wien, der in der Zeit des ersten Weltkrieges für Aufsehen gesorgt hat, weil er ein Großmaul und Dandy war, der die Reichen beklaut hat und die Armen beschenkt hat. Der junge österreichische Theaterautor Thomas Arzt hat sich dem Stoff angenommen. Das Stück wurde 2014 in Österreich uraufgeführt und bei der Inszenierung in Gießen handelte es sich um die deutsche Uraufführung.

Hier zeigte man auf der Bühne eine kaputte Welt, die von kaputten Menschen bevölkert wird. In den Gesichtern und an ihren Extremitäten klebt der Dreck. Wenn ihnen nicht irgendwelche Gliedmaßen fehlen oder sie in irgendeiner Weise körperlich oder geistig beeinträchtigt sind, sprechen sie eine erbarmungslose verknappte Sprache, die kein Mitgefühl, kein Ich und du kennt. Die Menschen hungern, sind verzweifelt, haben keine Arbeit, keine Perspektive. Sie leben in einer Trümmerlandschaft und haben nichts zu beißen und nichts zu melden. Johnny ist der Gegenpol. Mit seiner großen Klappe trotzt er dem Elend. Er will nicht wie sein Vater, dessen namenloses Grab immer wieder im Stück vorkommt, nur ausgebeutet werden. Johnny hält nichts von Revolution. Eigentlich sehnt er sich nur nach einem Leben mit einer Familie als Bauer auf dem Land. Am Ende kommt er dort an. Aber es wird ihm zum Verhängnis, weil die Staatsgewalt ihn aufspürt und ihn meuchelt.

 Man kann den Johnny in einem Theaterstück zum Leben erwecken und ihm  gar ein Denkmal setzen. Man kann es auch sein lassen. Es wird niemals klar, was nun die Botschaft dieser Geschichte ist. Bis auf die verstümmelten Charaktere und Sprache bleibt alles viel zu gefällig. Es fehlen dem Autor weitergehende stilistische Mittel, um durch Stringenz Glaubwürdigkeit zu schaffen. Es ist doch nur ein wohlgefälliges Musical. Der Held bleibt immer nur ein großmäuliger Kleinkrimineller, der zwar eine Motivation aber keine Vision hat und der so endet, wie man als Kleinkrimineller nun einmal endet: Tod oder im Gefängnis.

Mir sind zwei Stücke eingefallen, die ein ähnliches Thema behandeln: Glaube, Liebe Hoffnung von Ödon von Horvarth und natürlich die Dreigroschenoper.  Ödon von Horvarth hatte in seinem Stück eine sprachliche Stringenz erschaffen, die die Entfremdung der Menschen untereinander und die Kälte des Elends wirklich greifbar gemacht haben. Die Dreigroschenoper lebte von der Frechheit und Ruchlosigkeit ihrer Helden, die aus dem Elend eine Tugend gemacht haben. Armut und Kriminalität als Geschäftsmodell. Brecht hat dabei die großmäuligen Kleinkriminellen solange durch den Wolf der Verfremdung gedreht bis sie wirklich zu Sympathieträger wurden.

Zu der mangelnden Aussage kommt noch dieses Gesinge, dass die Handlung vollständig perforiert. Die Musik von Jherek Bischoff ist viel zu schön, um das Elend einer apokalyptischen Weltkriegswelt zu orchestrieren. Das Streichquartett und der Schlagzeuger spielen fehlerfrei schöne Klänge, die mich an die aktuellen Moden in der Filmmusik erinnern: Minimalistische Begleitpattern gepaart mit akkuraten Melodiebögen.

Leider muss man sagen, dass es die schauspielerische Leistung des Ensembles nicht  besser macht. Ein Großteil der Schauspieler kann nicht wirklich singen. Die üblichen Verdächtigen wirken hölzern und eintönig. Das macht es dann nicht besser, dass alle Schauspieler nach zwei Sätzen seltsam zucken müssen. Gerade Lukas Goldbach kann mich wieder einmal nicht in einer Hauptrolle überzeugen. Paula Schrötter als Luise und Stephan Hirschpoitner als Wenzl finde ich bemerkenswert in ihrer Darstellung, wobei Stephan Hirschpoitner der einzige Schauspieler ist, der auf der Bühne wirklich den Ton trifft.

 Ich hatte in der Pause meinen Rotwein getrunken und mich gemeinsam mit meiner Frau über das Stück aufgeregt und wie wieder einmal der Goldbach die Hauptrolle vergeigt und der Wild immer nur den gleichen Typus spielt und das auch noch schlecht. Und dann saß ich leicht angeheitert im Saal und diese unmögliche Frau, die hier eigentlich nichts zu suchen hat, bekommt auch noch einen aufdringlichen Hustenanfall. War ich doch froh mit meinem elitären Abonnementen-Bewusstsein das Elend wieder ausgeblendet zu haben.

Dann war mir wieder eingefallen, dass ich doch so ein elitärer Vollidiot bin, der das nächste Mal ins Musicaltheater gehen sollte, wegen dem kulturellen Schön- und Gleichklang oder so…..

 

Reihe 3 – Platz 58 und 59 – Romeo und Julia

IMG_2150

Gehe ich müde und abgespannt ins Theater, hat jede Inszenierung einen schweren Stand bei mir. Erschwerend kam hinzu, das Romeo und Julia auf dem Spielplan stand. Dieses Stück hat man schon so oft durchgenudelt, das ich wenig Lust hatte, der Inszenierung meine volle Aufmerksamkeit zu widmen.

Entweder gehen die Leute in das Stück,

1.       weil sie Abonnenten sind und ihnen nichts anderes übrig bleibt (so wie bei mir).

2.       weil sie den Kinofilm gesehen haben und nun hoffen, dass Leonardo di Cabrio und Claire Homeland Danes auf der Bühne herumspringen.

3.       weil sie irgendwann einmal unsterblich verliebt waren und aus Sentimentalität mit der Mutter aller Romanzen noch einmal ins Bett gehen wollen.

Wahrscheinlich hat man in Gießen den Umgang mit dem Stoff eher sportlich betrachtet. Im Prinzip kann man das Stück nicht neu erfinden, man kann nur auf die Feinheiten aufmerksam machen, es grell auf andere Weise in Szene setzen oder der allgemeinen popkulturellen Vorstellung Folge leisten.

Die Gießener Inszenierung folgt den ersten beiden Möglichkeiten. Man hat sich glücklicherweise gegen den Kitsch auf der Bühne entschieden.

Unsere Vorstellung von Romeo und Julia ist davon geprägt, dass es um eine Liebesgeschichte mit tragischem Ende geht. Aber eigentlich ist der Hass die Grundlage für die Liebesgeschichte. Zwei verfeindete Familien, die seit Jahren im Clinch miteinander liegen und die noch nicht einmal mehr wissen, warum sie sich hassen, bedrohen den Frieden einer ganzen Stadt.

Das Stück beginnt mit Bürgern in Fahrradklamotten, die einzeln oder im Chor über den Krieg der Familien referieren, der die Zwietracht zwischen den Bürgern von Verona gesät hat. Der Bürgerchor wird fortan einer der Hauptpersonen des Stückes sein. Die Stimme des Volkes erhebt sich schrill über die Handlung und soll an die Gegenwart erinnern. Schließlich vertieft auch heute der Hass auf irgendetwas die Gräben zwischen den Menschen. Damals wie heute war der Hass oft Selbstzweck. Keiner weiß eigentlich mehr worum es geht, aber jeder beschwört Vorurteile, um die gegnerische Partei herab zu setzen und sich selbst über den anderen zu erheben.

Die Damen hat man in Retrostyle mit grünen Perücken gesteckt. Die Herren mussten alle lange Haare und Gymnastikleibchen in Pastellfarben tragen und irgendwie wild und verwegen aussehen. Romeo ist der Einzige, der mit weichem Blick die Welt ausmessen darf. Alle anderen Herren und Damen sind ständig auf Krawall aus. Die Liebesgeschichte zwischen Romeo und Julia hat man erhalten, aber man erschwert ihr die Entfaltung. Die Liebenden haben es in dieser Inszenierung doppelt schwer. Erst der brutale Familienzwist und dann noch das unterkühlte Umfeld, in dem jede melancholische Gefühlsäußerung zur Parodie gefriert. Julias erscheint zu allererst als singendes Tüllknäul, das vom Himmel herabschwebt und als es von den Halteseilen losgelassen wird, erst einmal völlig desorientiert über die Bühne rollt. Genauso werden die berühmte Balkonszene und die genauso berühmte Schlafzimmerszene durch das kühle Ambiente karikiert. Romeo und Julia können in diesem transparenten Raumschiffgebilde, das man auf die Bühne gehängt hat,  nicht schwülstig den Text runterzurasseln. Sie müssen sich wirklich anstrengen, um ihr Verliebtsein glaubwürdig dem Publikum zu vermitteln. Die Schlussszene wird dem Anliegen geopfert, dem Hass mehr Raum als der Romanze zu geben. Sie wird nicht gespielt. Die Schauspieler rezitieren den Text. Das eigentliche Drama um das versehentliche Sterben der Liebenden wird so zur beiläufigen Textstelle und verliert an Bedeutung.

 Meiner Müdigkeit hat das alles keinen Abbruch getan. Nach der Pause habe ich fast jede Sekunde gegen das Gähnen ankämpfen müssen. Die Aussicht auf eine lange Schlussszene hat mich mehrmals wegnicken lassen. Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich plötzlich wach wurde, als die Szene in der Familiengruft viel zu schnell endete.

Niemand der Beteiligten kann etwas für meine Müdigkeit. Deshalb alle Daumen hoch. Der veränderte Schwerpunkt der Inszenierung, die engagierte Leistung des Schauspielensembles, insbesondere von Julia (Esra Schreier) und Romeo (Magnus Pflüger), die noch mehr Widerstände als in gewöhnlichen Inszenierungen überwinden mussten und es trotzdem geschafft haben, mit ihrem Spiel den Hass ihrer Familien zu überwinden und sich unsterblich ineinander zu verlieben, ist es zu verdanken, dass dies ein sehenswerter Theaterabend war.

 

Reihe 3, Platz 58 und 59 – die schmutzigen Hände von Jean-Paul Sartre

Vorneweg will ich erwähnen, dass ich mich auf die Inszenierung des Stückes im Stadttheater Gießen sehr gefreut habe. Das ich nach der Vorstellung enttäuscht bin, liegt an meiner Befangenheit. Bei einem Theaterstück von Sartre lege ich die Qualitätslatte besonders hoch, denn Sartre ist einer der Helden meiner Jugend.  Da ist die Enttäuschung schon fast vorprogrammiert.

Ich will dem Ensemble am Stadttheater nicht unterstellen, dass sie sich nicht ausreichend mit Sartre auseinandergesetzt haben. Dafür sind sie hoffentlich Profis genug. Aber wie immer im Theater gibt es nun einmal unterschiedliche Sichtweisen über was und wie man es auf die Bühne bringt. Das macht das Theater ja so spannend.

Es ist wie bei jedem Musikstück: man hat Abermillionen Möglichkeiten der Interpretation und alle können handwerklich perfekt umgesetzt sein. Trotzdem, je nach Perspektive, wird man die Interpretation hassen.

Aber zuerst die Handlung:

Das Stück spielt in einem fiktiven Staat namens Illyrien. Hugo, ein bürgerlicher Intellektueller, der mit seiner Herkunft gebrochen hat, um in die Partei einzutreten, will sich bewähren und nimmt den Auftrag an, den Parteifunktionär Hoederer zu töten, weil dieser sich mit den Feinden der Parteien versöhnen will, um einen Bürgerkrieg zu verhindern und einen Krieg zu beenden. Er wird der Sekretär von Hoederer und zieht mit seiner Frau Jessica zu Hoederer. Hugo, der darunter leidet, aufgrund seiner Herkunft von anderen Parteigenossen nicht ernst genommen zu werden, nimmt sich vor, den Mordauftrag schnell zu erledigen. Allerdings fasziniert ihn die Persönlichkeit Hoederers, der entgegen der Parteidoktrin etwas Neues versucht und doch nichts anderes bewirken will, als das die Partei die Macht im Staate erhält. Er erlebt, wie Hoederer sich mit den Feinden der Partei trifft und er mit ihnen verhandelt und sie dazu bringt, sich mit der verhassten Partei zu verbünden. Die Zeit drängt und seine Parteigenossen werden ungeduldig. Jessica gibt Hoederer den Hinweis, dass Hugo ihn umbringen möchte und Hoederer kann ihn vorerst von dem Plan abbringen. Kurz darauf bringt Hugo Hoederer doch um, als er ihn mit seiner Frau Jessica in flagranti erwischt. Er begeht also keinen politischen Mord, sondern ein Mord aus Eifersucht. Nach drei Jahren kommt er aus dem Gefängnis und will sich der Partei wieder anschließen. Olga erhält den Auftrag, Hugo auf dessen Nutzbarkeit und Ehrlichkeit zu überprüfen. Er erzählt die Geschichte des Mordes und am Ende berichtet ihm Olga, dass die Partei den Plan von Hoederer umsetzt und mit den ehemals verfeindeten anderen Parteien des Landes eine Einheitsregierung bildet. Daraufhin lässt sich Hugo erschießen.

Man kann das Stück unter vielen Gesichtspunkten betrachten. Ist es ein politisches Stück? Geht es um Sartres Philosophie? Geht es um die Zerrissenheit eines Menschen, der mit seiner Herkunft hadert und seine Rettung in einer Ideologie findet, die ihm zum Mörder macht?

In der Inszenierung des Stadttheaters Gießen hat man ganz klar einen Schwerpunkt gesetzt, der das Stück aus den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts in die Gegenwart hieven soll. An diesem Freitagabend ging es um den Gegensatz zwischen Leidenschaft für das politische Handeln,  dessen einziger Zweck es sein könnte, Menschen fernab jeglicher Ideologie an einen Tisch zu bringen, um praktische Lösungen für Probleme zu finden und der ideologischen Erstarrung einer politischen Theorie, die nur den Machterhalt dient und jedes einzelne Individuum, dass sich dieser Ideologie anvertraut hat, in sein Verderben stürzt.

Um den Schwerpunkt heraus arbeiten zu können, hat man das Stück deutlich gekürzt und um alle Hinweise gebracht, die sich auf den ursprünglichen historischen Zusammenhang beziehen. Man hat Hugo um seinen Decknamen Raskolnikoff betrogen und die UdSSR aus dem Stück gestrichen. Vielleicht wäre der eine oder andere Zuschauer über die Verweise auf Dostojewskis  Antihelden irritiert gewesen und auch der Bezug zur alten Sowjetunion mag für viele Zuschauer nicht relevant sein. Für mich hat es sich angefühlt, als habe man dem Stück die Haut abgezogen. Dostojewski spielt im Existenzialismus eine gewichtige Rolle, weil er viele Themen rund um Moral, Sinnlosigkeit und Absurdität schon vorweg genommen und in literarische Texte gepackt hat. Dostojewskis Werke waren für Autoren wie Sartre eine wichtige Inspiration, da er durchweg zwischen Literatur und Philosophie hin und herpendelte und am Beispiel von Dostojewski durchaus erleben konnte, dass die Verbindung von Literatur und Philosophie lohnenswert war. Raskolnikoff, die Hauptfigur von Schuld und Sühne, begeht einen Mord und begründet ihn mit einer selbstgestrickten Ideologie, die den Menschen einer Wertigkeit zuordnet. Daher kann er als Vorbild für Hugo dienen. Wer ist nützlich für die Gesellschaft? Daraus wird: Wer ist nützlich für die Partei?  Der Rückgriff auf die UdSSR hätte noch einmal deutlich gemacht, dass Sartre den Stalinismus als den Bezugspunkt für die Partei sieht, für die Hugo und Hoederer arbeiten. Es hätte die Spielräume deutlich werden lassen, in der die Protagonisten handeln können. Die werden kleiner, wenn man den großen Führer Stalin im Hintergrund wirken lässt.

Zu dieser willkürlichen Kürzung gesellt sich eine teilweise nicht durchdachte Prägung der Darsteller auf die Rollen. Was vielleicht daran liegen mag, dass die schauspielerischen Fähigkeiten bei dem einen oder anderen Darsteller nicht ausreichen, um die Charaktere auszuspielen.

Maximilian Schmidt als Hugo hat seine Sache gut gemacht. Man spürt sein Schwanken zwischen Zweifel und Festhalten an einer Ideologie. Er will sich nicht von seinem Überzeugungen abbringen lassen. Er hat einen hohen Preis bezahlt, in dem er die Brücken zu seinem alten Leben abgebrochen hat und nun bleibt ihm nichts anderes übrig als sich im neuen Leben zu bewähren. In der Begegnung mit Hoederer scheint ihm bewusst zu werden, dass auch dieses neue Leben im nicht gibt, was er gesucht hat. Lukas Goldbach als Hoederer wirkt flach und ohne Tiefe. Ihm fehlt das Charisma eines politischen Aktivisten, der trotz seinem Kampf für seine Überzeugungen machtbewusst agiert und Hugo auf seine Seite ziehen will. Er agiert ängstlich und verletzlich. Man hat ihn in Existenzialistenklamotten gesteckt und ihm eine dicke Hornbrille aufgesetzt, um aus ihm einen Kommunisten mit Herz zu machen. In seiner Darstellung lässt er Hoederer zum Revolutionsonkel verkommen, der über rhetorische Fähigkeiten und eine sanfte Überzeugungskraft verfügt. Reicht das aus, um den gewählten Schwerpunkt sichtbar zu machen? Interessanter wäre es gewesen, neben der Ambivalenz der Person Hugo, die Ambivalenz der Person Hoederer zu setzen, der  sein Charisma und seinen Machtwillen nutzt, um seine politischen Ziele durch zu setzen und dabei durchaus wirkt, als ginge er über Leichen. Aber vielleicht wollte man zeigen, dass die sanfte Tour im politischen Geschäft momentan angebracht wäre. Tut mir leid, dann hat man das falsche Stück ausgewählt. Wer sich auf Sartre einlässt, bekommt immer die volle Packung an Ambivalenz, die atemberaubende Dramatik des existenzialistischen Denken, die volle Wucht des Scheiterns, wenn Hugo zum Beispiel seinen Mord als Mord ohne Mörder bezeichnet und seiner Verantwortung für sein Handeln dem Zufall oder dem Schicksal übergibt.

Scheinbar kann man sich in der Provinz an solchen Stücken überheben. Trotzdem sollte man es nicht unterlassen, Stücke mit politische Prägnanz auf die Bühne zu bringen. Nur so kann ein Stadttheater einen Beitrag zur aktuellen Debatte rund um Politikverdrossenheit und aufkeimenden Populismus leisten.  Für das Gelingen reicht es, wenn man die Stücke in ihrem ursprünglichen Rahmen lässt. Gerade Sartre bietet viele Möglichkeiten zur Reflektion über die aktuelle politische Entwicklung an, da durch sein philosophisches Denken politische Theorie und Praxis zusammenkommen. Er ist ein Repräsentant einer Zeit, in der Gewalt und Hass in der politischen Auseinandersetzung noch Alltag waren. Sartre hat immer Wege aus dem Dilemma eines ideologischen Denkens gesucht, dass den Menschen zwar Halt geben kann, ihnen aber auch die eigene Verleugnung abnötigt.

 

Reihe 3, Platz 58 und 59 – Teil 2

IMG_2150Erst Jahre später, nach der Geburt meiner großen Kinder und nach dem Ende meiner ersten Ehe, lernte ich jemanden kennen, der die Leidenschaft für das Theater mit mir teilte. Henrike war keine Unbekannte. Doch hielt sie sich jahrelang im Hintergrund. Zwischendurch war sie nach München ausgewandert. Kurz bevor sie meine Bühne betrat, war sie wieder in ihre alte Heimat gezogen. Sie lebte mitten in der Innenstadt von Gießen, nur einen Steinwurf vom Theater entfernt. Über einen gemeinsamen Freund kam wieder ein Kontakt zustande. Wir hatten uns über den Winter und Sommer immer wieder am Wochenende mit anderen gemeinsamen Bekannten getroffen und die Abende in Kneipen und Lokalen in Gießen und Marburg verbracht. Im Sommer trafen wir uns ohne Freunde. Zwischen uns entstand schnell eine Vertrautheit und Direktheit, die ich noch bei keinem anderen Menschen erlebt hatte. Henrike war das Gegenbild zu den Zombies auf dem Sofa. Man konnte mit ihr gemeinsam Dinge gedanklich durchdringen. Wir redeten und diskutierten, rauchten Rillos und tranken, stellten fest, dass wir beide seit Jahren den Spiegel jede Woche von vorne bis hinten lasen (sie von vorne nach hinten und ich von hinten nach vorne. Mittwochs treffen wir uns meistens in der Mitte des Heftes) und dass wir uns gleichermaßen zu Literatur und Theater hingezogen fühlten. Ich habe lange gedacht, dass wir eine rein intellektuelle Beziehung haben und habe gar nicht merken wollen, dass Henrike mehr in mir als einen netten Gesprächspartner sah. Ich fühlte mich ihr nahe. Mein Instinktsystem war allerdings auf zickige und anstrengende Frauen ausgerichtet. Eine krasse Fehlschaltung in meinem Hirn, die mich eine vollkommen psychisch deformierte Frau hat heiraten lassen. Mir hat mal eine Frau gesagt, dass sie sich immer in Typen verliebt, die sie schlecht behandeln, weil sie es verdient hätte. Ihr war vollkommen bewusst, dass ihr Verhalten krank war und doch hat sie sich immer diese brutalen Idioten ausgesucht. Ich war nicht viel besser. Ich wartete auf die nächste Katastrophe von Frau, um sie zu heiraten. Henrike blieb hartnäckig und Anfang Dezember hatte ich mich unsterblich in diese kleine Frau verliebt. Danach folgten Jahre mit Schmetterlingen im Bauch und auch heute noch kann ich keinen Tag ohne ihre Gegenwart auskommen. Ich habe am Anfang darauf gewartet, dass dieses Gefühl der Vertrautheit aufhört und die Beziehung zu einer Anhäufung von Ritualen und Gewohnheiten verkommt. Ich war misstrauisch. Ich hatte keine anderen Erfahrungswerte und war fast enttäuscht, dass ich nicht aufhören konnte, mich geborgen und aufgehoben zu fühlen.  Mit dem Beginn unserer Beziehung etablierten wir regelmäßige Theaterabende. Zu dem Zeitpunkt war die jetzige Intendantin des Stadttheater Gießens noch nicht lange in Amt und Würde und es schien ein neuer Wind im Theaterbau am Berliner Platz zu wehen. Frau Miville hatte damals ein Händchen für Inszenierungen, die das Theaterpublikum in Gießen aufmischte. Sie hatte in ihrem Schauspielensemble interessante Charakterköpfe zusammengebracht, mit denen man im Stande war, mehr als das übliche Standardrepertoire zu reproduzieren. In unserer ersten Spielzeit als Abonnenten gab man „der Balkon“ von Jean Genet. Ein selten gespieltes und radikales Stück, mit dem man Aufmerksamkeit erregen konnte. Es gab einen Haufen Scheiße (Wahrscheinlich aus Nougat), der von einer Prostituierte in das Gesicht eines Freiers gedrückt wurde. Es gab eine blutige und nackte Leiche, die sich ungefähr ein Stunde mit verzehrten Gesicht in einem Rednerpult aus Plexiglas zu Schau stellte. Es gab Revolution und viel Chaos auf der Bühne. Ein Teil des Publikums war aufgebracht. Weil man ja schließlich ins Theater ging, um keine Überraschungen zu erleben, verließ man in der Pause wutentbrannt das Theater. Der Rest blieb und feierte am Ende der Aufführung frenetisch den Mut eines Ensembles, das dieses merkwürdige Stück Theater mit Verve und Engagement auf die Bühne gebracht hatte. Ab da waren wir Fans des Stadttheaters und sind es bis heute, auch wenn viele interessante Mitglieder das Ensemble verlassen haben und man mittlerweile eher gefällige Inszenierungen erlebt. Die örtliche Nähe des Theaters hat uns den Besuch erleichtert. Manchmal sind wir fünf Minuten vor Beginn der Vorstellung losgelaufen, um noch rechtzeitig vor Schließung der Türen in den Zuschauerraum zu gelangen. In dieser Zeit haben wir Sonntagsmorgen nach dem Frühstück häufig die Gelegenheit genutzt und die Einführungsmatinee zu den neuen Stücken besucht. Für uns eine wichtige Möglichkeit geistige Nahrung für unsere unzähligen Gespräche zu erhalten und Schauspieler in der Auseinandersetzung mit den Stück  außerhalb ihrer Rollen erleben können. Manchmal hat man die Schauspieler beim Einkaufen in der Stadt gesehen. Damit war immer ein seltsames Empfinden verbunden, weil man sie vielleicht am Tag vorher auf der Bühne erlebt hat. Eine Zeitlang haben wir auch den Weg nach Frankfurt nicht gescheut, um die Vorstellungen des Frankfurter Schauspiels zu sehen. Henni hatte mir damals Karten für eine Aufführung des Rimini-Protokolls geschenkt, die dort im kleinen Haus „das Kapital“ inszeniert haben. Ein phänomenales Erlebnis einer damals noch vollkommen neuen Art, Stücke auf die Bühne zu bringen. Ein weiteres Highlight sollte die Aufführung von Jelineks „Ulrike Maria Stuart“ sein. Das Stück hatte mich damals in seinen Bann gezogen, da ich mich zu der Zeit viel mit der Geschichte der RAF beschäftigt habe. Allerdings fiel die Inszenierung zu den populären Inszenierungen in Hamburg und München vollkommen ab. Wir haben  noch einige andere Stücke in Frankfurt gesehen, uns am Großstadttheater erfreut und trotzdem sind wir immer wieder nach Gießen zurückgekehrt.  Vor ca. elf Jahren hat Henrike die Idee gehabt, dass wir uns doch ein Theaterabonnement leisten sollten. Sie hatte sich damals ausgiebig informiert, welche Möglichkeiten wir haben und an der Theaterkasse zufällig den richtigen Zeitpunkt erwischt, um sich die Plätze 58 und 59 in Reihe drei zu sichern. Wir waren plötzlich stolze Theaterabobesitzer und sind es geblieben. Ein Jahr später sind wir nach Wetzlar gezogen, in den folgenden Jahren sind unsere drei Kinder auf die Welt gekommen. Wir sind unseren Plätzen in Reihe drei treu geblieben und haben nur wenige Aufführungen verpasst. Heute Vormittag waren wir zum ersten Mal mit allen Kindern zu einer Aufführung. Jule, unsere älteste Tochter, hat im Sommer zwei Eintrittskarten für das Weihnachtsstück gewonnen. Ich hoffe, dass meine Kinder etwas von unserer Leidenschaft fürs Theater mitbekommen und vielleicht lernen, das mein kein Konsumzombie sein muss, sondern dass es viele Wege gibt, sich mit der Welt auseinander zu setzen.  Was hat das jetzt mit meiner Liebe zum Leben zu tun? Von meiner Jugend an, bis zu meinem fünfunddreißigsten Lebensjahr, habe ich mich immer bedroht gefühlt. Es war schwer, den Angstangeboten zu widerstehen, sich nicht dem Weltschmerz hinzugeben. Im Theater gibt es viele Momente der Verzweiflung, aber auch Momente der Erlösung und der Befreiung. Theater heißt die Katharsis zu spielen, sich auf die Möglichkeiten der eigenen Existenz vorzubereiten.  Das Unmittelbare des Theaters ist mehr als eine Übung. Das Drama macht die Extreme des Lebens deutlich und vermittelt die Erfahrung einer Dialektik, die der eigenen Lebenserfahrung am nächsten kommt.  Im Gegensatz zu den Medien Fernsehen und Film, die Traumwelten fern der Wirklichkeit erschaffen, eher Trost vermitteln und ein einlullendes Phlegma erzeugen können, die uns apathisch werden lässt. Ich habe gelitten und den Schmerz erlebt, aber ich habe mir mein Leben angeeignet, so wie ich es im Theater bei vielen Protagonisten erlebt habe. Dadurch ist mein Leben reich an Erfahrungen und Erlebnissen, die mir für immer verborgen geblieben wären, wenn ich keinen Widerstand geleistet hätte und immer noch auf dem Sofa läge, um die nächste Tüte Chips zu öffnen und nach der Fernbedienung zu greifen.

Reihe 3, Platz 58 und 59 – Teil 1

IMG_2150

 

Inhaber eines Theaterabonnements zu sein, bedeutet für mich mehr als nur in regelmäßigen Abständen einer kulturellen Veranstaltung beizuwohnen. Für mich ist es der Ausdruck meiner Liebe zum Theater, der Liebe zu meiner Frau und letztendlich, kaum zu glauben, der Liebe zum meinem Leben. Das Theater hat meine Liebe nie erwidert, meine Frau hat mich geliebt, als ich noch gar nichts von ihrer Zuneigung ahnte und mein Leben? Manchmal verschränkt es die Arme, um mich von sich fern zu halten und manchmal öffnet es seine Arme, um mich zu beschützen oder an sich zu drücken.

Aufgewachsen in den Achtzigern, sozialisiert auf dem Dorf, bin ich in meiner Kindheit und Jugend mit einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber kulturellen Ausdrucksformen jenseits von Fernsehen und Kino konfrontiert worden. Menschliche Kreativität wurde von meiner Umgebung nur akzeptiert, wenn sie im Rahmen einer massentauglichen Kommerzialisierung stattfand. Bücher kaufte man nur beim Bertelsmann-Buchclub, Musik wurde nur gehört, wenn sie im Radio lief und in der Hitparade gelistet wurde, ansonsten flimmerten die Schenkelklopfer des Komödienstadels oder Ohnsorgtheaters über den Bildschirm. Alles andere fand nicht statt und wurde behandelt wie nutzloser Dreck. Man wollte unterhalten werden. Wenn man den ganzen Tag hart gearbeitet hat und sich noch um den Haushalt, den Garten, die Autowäsche, die Fußballbundesliga und die Kinder gekümmert hatte, war man so erschöpft. Man wollte nicht nachdenken oder mit unangenehmen Dingen konfrontiert werden. Ab meinem vierzehnten oder fünfzehnten Lebensjahr entdeckte ich, dass die Erwachsenen und auch viele Gleichaltrige sich in ihrem Alltag auf den Konsum beschränkten. Man verbrachte den Tag mit dem Verbrauch und nicht mit dem Erschaffen. Es war einfacher sich gedankenlos hin zu geben, anstatt es mit seinem Denken zu durchdringen. In meiner Umgebung herrschte Leere und Ahnungslosigkeit. Ich blickte in puppenhafte starre Gesichter, sah unzufriedene und kranke Menschen, die jeglichen Komfort hatten, aber nichts mehr empfinden konnten. Sie hatten alle aufgehört, Fragen zu stellen. Sie wollten nichts mehr wissen, hatten alle Neugier aufgegeben und warteten morgens nur noch darauf, dass es bald Abend wird und sie sich vor die Glotze hocken konnten. Ich entdeckte den Widerspruch hinter den sie ihre Menschlichkeit verbargen. Wandelnde Zombieanomalien des menschlichen Bewusstseins, stillgelegte Denkreaktoren, die die Chipstüte nicht mehr zur Seite legen konnten, die Fernbedienung fest umklammert hielten und sich nie wieder vom Sofa erheben wollten.

Ihnen fehlte jeglicher Antrieb zum Widerstand. Damals hatte man Angst vor Anarchie. Kreativität wurde als Angriff auf eine scheinbar ewig gültige Ordnung verstanden. Dabei braucht die Welt den Widerstand. Jegliche vermeintliche sichere Ordnung muss in Frage gestellt werden. Denn jede These braucht eine Antithese. Nur so kann es ein Voranschreiten der Zeit und der Menschen geben. Der Prozess  des Erschaffens beinhaltet den Widerstand gegen eine Ordnung. Nur gegen das Alte kann das Neue entstehen. Ich habe in meiner Jugend begonnen, intuitiv nach Ausdrucksformen geistigen Widerstands zu suchen. Meine seelische Gesundheit war in Gefahr und viele Jahre habe ich damit verbracht, gegen eine Erkrankung meiner Psyche anzukämpfen. Ich konnte mich nur davor retten, indem ich angefangen habe, Dinge mit meinem Denken zu durchdringen. Dabei half die Musik, dazu kam die Literatur, die Philosophie und zu guter Letzt als Krönung das Theater. Ich erlebte das Theater als Gegenbild zu meiner emotionsarmen Umgebung, in der man dazu neigte, Gefühle und Empfindungen bei sich zu behalten und nicht mit Mitmenschen zu teilen. Im Theater gibt es Figuren, die aus sich herausgehen, die Emotionen zur Schau stellen, sie durchleben, sie begreifbar machen. Sehr früh fixierte ich mich auf Stücke von Bert Brecht. Das epische Theater steht nicht für die große Dramatik. Bei Brecht dreht sich alles um einfache Menschen, die Widerstand leisten, die Moral bewahren, egal wie aussichtslos ihre Situation und wie amoralisch ihre Umwelt ist. Auch in meiner Umgebung war Moral etwas für die Kirche und dort ging man nicht mehr hin. Widerstand  gegen die Umstände war zwecklos. Da hätte man die Sportschau verpassen müssen. Meine ersten Erfahrungen mit dem großen Emotionstheater machte ich mit einer damals sehr populären Inszenierung von „Käthchen von Heilbronn“, später sah ich im Stadttheater Gießen „Gespenster“ von Ibsen und fand bei Ibsen die Darstellung einer Welt, wie ich sie kannte. Es wurde verheimlicht, gelogen und unterdrückt. Die alte Ordnung war nur noch Fassade und musste unter allen Umständen verteidigt werden. Der Schluss des Stückes als Frau Alving erkennen muss, dass ihr Sohn an Paralyse erkrankt ist, er bald in geistige Umnachtung fallen wird und er nur noch von der Sonne stammelt, hat mich tagelang beschäftigt. Es wurde wenig gesprochen, aber die Schauspieler drückten mit all ihnen zu Verfügung stehenden Mitteln die Verzweiflung von Mutter und Sohn aus, die Verzweiflung über die Endgültigkeit des Verderbens, dass sie erwarten wird, die Verzweiflung darüber, dass ihnen die Lüge des Vaters und Ehemann viele Jahre ihres Lebens geraubt haben und es keine Erlösung für sie gibt. Solche Theaterstücke haben mich gerettet und mir geholfen, meinen Verstand zu bewahren. Ich habe erlebt, dass es dort außerhalb meines Dorfes eine Welt gibt, die viel spannender und interessanter ist und nicht weit entfernt liegt. In Gießen, fünfzehn Kilometer von meinem Heimatdorf entfernt, gab und gibt es ein Stadttheater, in dem viele der Stücke gezeigt wurden, die mich inspiriert und mir Kraft gegeben haben. Ich saß in den viel zu engen roten Sesseln und verlor mich in dieser anderen Welt, um danach meine Welt neu denken zu können. Leider hatte ich niemanden, der diese Leidenschaft teilte. Meine Freunde und meine Gefährtinnen dieser Jahre hat keinen Sinn für die emotionsgeladene Gewalt von inszenierten Geschichten, die von ein paar Menschen zwischen drei Wänden auf einer Bühne zum Leben erweckt wurden. Da es nicht aus Hollywood kam, es kein Popcorn gab und nicht leicht konsumierbar war, hatte es keine Bedeutung für sie. Aber das Theater war voll und in den Sitzreihen gab es ausreichend andere Menschen, die  wie ich eine ähnliche Zuneigung zum Theater pflegten.