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Die Buchmesse…immer wieder die Buchmesse…sich am Samstagmorgen leicht übermüdet in den Zug nach Frankfurt quälen…schon beim Eintritt nicht zu wissen, wo man hin will… meine Frau, die unbedingt viele Bücher kaufen will (geht jetzt auch samstags. Deswegen waren wir samstags und nicht wie in den Jahren zuvor sonntags auf der Buchmesse) und für gewöhnlich leicht frustriert ohne ein einziges Buch nach Hause fährt…ich, der ich nach interessanten Autoren fahnde und seinen alljährlichen Artikel für seinen Blog im Kopf hat und davon träumt mal an den Fachtagen auf die Messe zu gehen…das Geschubse in den Hallen…die langen Gänge, unendliche Meter zu Fuß…die vielen Cosplay-Mädchen mit ihren Lolita Kostümen und ihren überdimensionierten Pappmaché-schwertern…die Nerds, die nur kostenlose Artikel in ihre unzähligen Stofftaschen packen wo…warum machen wir das alles bloß…warum nur?

Sascha Lobo – ZDF blaues Sofa

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Eine nette junge Messehostess reicht den Kindern Papierstreifen. Wenn man sie verliert, können wir angerufen werden. Wir verlieren jedes Jahr eines unserer Kinder. Besonders unser jüngster neigt dazu, einfach zu verschwinden. Wir rennen durch den Eingangsbereich in die Halle 4.1. Meine Frau sucht nach Mealprep-Büchern und ich suche das blaue Sofa vom ZDF. Pünktlich um halb Elf bin ich da. Sascha Lobo redet schon. Er hat ein neues Buch geschrieben (Realitätsschock). Der Mann mit rotem Iro und schwarzen Schlabberanzug ist der allgegenwärtige Onkel der Digitalnerds, der uns analogen Menschen das virtuelle Welt des Internets erklärt. Unaufgeregt beschreibt er, wie Attentäter durch die digitale Vernetzung ein Publikum finden und dieses sich zur Nachahmung berufen fühlt. Rechtsextreme hat es schon immer gegeben, aber durch das Internet haben sich Filterblasen und Plattformen gebildet, auf denen sie ihre Meinungen potenzieren können und sich nach Lust und Laune austoben können. Seine Kernthese ist, dass Politik und auch die Gesellschaft auf die Entwicklungen des 21. Jahrhunderts mit Mitteln des 20. Jahrhunderts reagiert. Als Beispiel nannte er das Rezo-Video. Hätte der Youtuber einen Leitartikel in irgendeiner großen Tageszeitung mit gleichem Inhalt veröffentlicht, hätte die CDU die Mittel gehabt, um auf die Vorwürfe reagieren zu können. Alleine durch die Veröffentlichung der Polemik auf einer digitalen Plattform wie Youtube war die CDU völlig unfähig eine angemessene Antwort zu zugeben. Dann machte Herr Lobo launige Witze über Julia Klöckner, die ihn wohl am Vortag an seinem Stand besucht hatte und ihn mit zwei Küsschen begrüßt hatte. Worauf hin die Frage aufkam, warum Frau Klöckner ihn so begrüße. Er antwortete, dass sei ihrer herzliche Art geschuldet. Man kenne sich, außerdem habe sie als Weinkönigin ein entsprechendes Begrüßungstraining genossen. Die Lacher hat er auf seine Seite. Insgesamt fand ich das Interview sehr aufschlussreich, weil ein Internetfreak und Interpret digitaler Kommunikation vollkommen überrascht ist über die Entwicklungen der letzten Jahre und selbst eher achselzuckend darauf reagiert. Das nimmt man Herr Lobo ab. Er kann die Zusammenhänge nachvollziehbar darstellen, ohne ihnen die Komplexität zu nehmen. Er legt die Finger in die ziemlich eitrigen Wunden und lässt sie offen vor sich her blühen. Den Verband müssen die anderen anlegen. Ich höre ihm gerne zu. Aber ein Buch muss ich nicht von ihm haben. Da kenne ich tiefsinnigere Welterklärer.

Dag Olstad im Gespräch mit Hinrich Schmidt-Henkel – norwegischer Pavillon

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Kaum bin ich weg vom blauen Sofa, finde ich meine Familie nicht mehr wieder. In Halle 3.0 sind die Gänge schon vollkommen überfüllt. Mehrmals rufe ich meine Frau auf dem Handy an, jedes Mal springt die Mailbox an. Ich schwitze, die Menschenmassen empfinde ich als Zumutung. Kurz überlege ich, mich wieder in den Zug zu setzen und ohne meine Familie heim zu fahren, da klingelt endlich mein Handy. Meine Frau möchte gerne zum norwegischen Pavillon, in der Hoffnung, dass dort weniger Betrieb ist. Außerdem möchte Sie Hinrich Schmidt-Henkel live erleben. Herr Schmidt-Henkel ist ein vielbeschäftigter Übersetzer bekannter französischer und norwegischer Autoren. Außerdem taucht er immer wieder mal in der Sendung Karambolage auf Arte auf und erklärt besondere Wörter und Redewendungen. Nach der Lektüre zweier Bücher von Édouard Louis (dem ich mich in einem anderen Beitrag gerne widmen möchten), die von Herr Schmidt-Hinkel übersetzt wurden und durch seine Auftritte in der Sendung Karambolage wurde meine Frau auf ihn aufmerksam. Herr Schmidt-Hinkel sollte ein Gespräch mit norwegischen Autor Dag Solstad führen. Herr Solstad ist ein kleiner gramgebeugter alter Herr mit weißer Fusselmähne und zerstörtem Gesicht mit weißem Stoppelbart, der ein Jackett aufträgt, das er wahrscheinlich schon vor vierzig Jahren aus dem Altkleidercontainer gefischt hat. Das Interview stellt sich als langwierig und zäh heraus. Herr Hinrich Schmidt-Hinkel stellt lange Fragen, die erst von einem anderen Übersetzer, anhand seiner Notizen, Herrn Solstad vermittelt werden müssen und der kryptische Antworten auf Norwegisch gibt, die der Übersetzer wiederum anhand seiner Notizen ins Deutsche übersetzt. Herr Solstad wurde lange Zeit nicht in Deutschland verlegt, obwohl er in Norwegen recht erfolgreich war. Anscheinend wurden ihm als politischen Autor mit kommunistischer Prägung keine Erfolgschancen im Ausland beigemessen. Erst als ihm durch das Ende des kalten Krieges die politische Utopie abhandengekommen war, begann er unpolitische Romane zu schreiben und erst dann wurden seine Bücher auch übersetzt und in Deutschland verlegt. In seinen Büchern neuerer Prägung geht es um Protagonisten, die sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen, um außerhalb der Gesellschaft leben zu wollen. Der aktuelle Roman, der vor kurzem in Deutschland veröffentlicht wurde, ist zwanzig Jahre alt. Er heißt „T.Singer“ und Herr Olstad liest uns eine Passage aus dem Roman auf Norwegisch vor. Wir denken an eine Realsatire: ein alter ungepflegter Schriftsteller liest verwaschen, fast lallend, auf Norwegisch einen Text vor, den wir nicht verstehen und auch nicht folgen können. Als dann Herr Schmidt Hinrich noch den Inhalt zusammenfasst, die Geschichte eines Vierunddreißigjährigen Bibliothekars, der sich vollkommen zurückgezogen hat und sich in eine Töpferin verliebt, können wir uns kaum zurückhalten. Wir grinsen, schmunzeln und meine Frau gibt mir als Belohnung für die Strapazen des Zuhörens ein Duplo. Wir schauen uns den Norwegischen Pavillon an und hören im Hintergrund Herrn Schmidt-Hinrich jubilieren und Herrn Olstadt grummeln. Der Pavillon wirkt übrigens diesmal sehr leblos und lieblos. Auf Tischen liegt norwegische Literatur aus, die Tische sind mit Edelstahlgebilden verziert und der Raum ist durch große Spiegel links und rechts künstlich vergrößert worden. Mehr Stil ist nicht.

In der Halle 3.0 ist kein Durchkommen mehr. Wir haben den Eindruck, dass samstags mehr Betrieb als sonntags ist oder liegt es daran, dass man nun auch samstags Bücher kaufen kann oder dass das Wetter schlecht ist? Wir finden keine erhellende Erklärung und rennen raus, um uns dann in der Halle 4.1 zu tummeln. Während meine Familie noch in der Halle bleibt, mache ich mich auf den Weg zu einem anderen Programmpunkt, der mir besonders am Herzen liegt

Terezia Mora im Gespräch mit Elke Schmitter – am Stand des Spiegels

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Für mich ist es eine heilige Pflicht dem Stand des Spiegels auf der Buchmesse einen Besuch abzustatten. Seit über dreißig Jahren habe ich keine Ausgabe des Spiegels verpasst und jede Ausgabe von hinten nach vorne gelesen. Niels Nikmar, Susanne Beyer oder Elke Schmitter in voller Größe in Augenschein nehmen zu dürfen, ist für mich eine Ehre. Das Terezia Mora ihr neues Buch beim Spiegel vorstellt, bedeutet für mich also doppelten Lustgewinn. Schließlich habe ich Frau Mora dieses Jahr für mich entdeckt. Selten kann ich erfolgreichen Autoren etwas abgewinnen, die plötzlich aus dem Nichts auftauchen und dafür gefeiert werden, dass sie den neusten heißen Scheiß geschrieben haben. Für mich müssen Autoren wie gute Weine ein paar Jahre reifen. Sie müssen sich etablieren und über mehrere Bücher hinweg beweisen, dass sie mein Interesse verdient haben. Terezia Mora war der richtige heiße Scheiß als sie 2014 den deutschen Buchpreis gewann und für mich wurde sie erst interessant als sie den Georg-Büchner-Preis gewann, die Autoren zumeist erst bekommen, wenn sie schon über den Status der Eintagsfliege hinausgewachsen sind. Im Frühjahr habe ich den ersten Teil der Trilogie um den Protagonisten Darius Kopp gelesen. „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ aus dem Jahr 2009 hat mich begeistert. Frau Mora hat nun den letzten Teil der Trilogie „Auf dem Seil“ veröffentlicht. Frau Mora ist genauso alt wie ich und eine sympathische Person, die gerne Auskunft über ihre schriftstellerische Tätigkeit gibt. Man kann als Autor viel von ihr lernen, weil sie sehr plastisch ihre Arbeit am Werk reflektieren kann. Wenn sie über Darius Kopp spricht, hat man das Gefühl, die Person existiere wirklich. Teresia Mora antwortete auf die Frage, ob es sein könne, dass Kopp in einem späteren Werk wieder auftauche, sie es nicht als wahrscheinlich sieht, das sie alles erzählt hat, was sie über Darius weiß. Es gibt an dem Charakter Darius Kopp etwas, dass über das Wissen der Autorin hinausreicht, als habe Frau Mora Darius Kopp kennengelernt, eine Zeitlang beobachtet und begleitet und nun hinter sich gelassen, damit Herr Kopp sein Leben weiter leben kann. Das offenbart eine liebevolle Haltung der Autorin gegenüber ihren Figuren, die irgendwann zu eigenständigen Personen werden und zu denen sie trotzdem eine professionelle Distanz hält. Sie zeigt im Interview auch die Konstruktionsarbeit die bei der Entwicklung des Textes notwendig war. Im dritten Teil musste sie dafür sorgen, den mittellosen Darius wieder nach Berlin kommt, dem Ausgangspunkt ihrer Trilogie. Zufälligerweise sei ihr bei Recherchen aufgefallen, dass der Ätna früher als der Eingang zum Hades galt und es ein wunderbarer Ort sei, damit Kopp die Asche seiner Frau verstreuen könne. Alles dies musste sie in eine Geschichte gießen, die trotz aller Konstruktion glaubwürdig bleibt. Die große Kunst besteht darin, dass egal wie abstrus die Handlung klingt, man als Leser sie als Möglichkeit anerkennt. In dem Falle trägt dazu bei, dass Kopp in der Gegenwart lebt, in dem Sinne, dass er nicht sonderlich reflektiert und wenn er beim Denken nicht mehr weiter kommt, einfach zu Handeln beginnt. Frau Mora sagt selbst, dass Darius Kopp sich durch sein Leben wurschtelt und er sich damit in guter Gesellschaft befindet, da sich die meisten Menschen letztendlich durch ihr Leben wurschteln. Frau Mora hat mit ihrer Trilogie ein Werk über den urbanen Menschen der Gegenwart geschaffen, der hoffnungsvoll anfängt, in prekären Lebensverhältnissen und gepflegten Großstadthedonismus hängenbleibt und sich nur weiter entwickelt, wenn das Schicksal ihn dazu zwingt. Frau Mora hat noch ein paar Fragen zu ihrem Verhältnis zu deutschen Sprache und ihrer Herkunft beantwortet und schon war eine kurzweilige halbe Stunde vorbei.

Danach war die Buchmesse für mich mental zu Ende. Wir sind noch zwei Stunden durch die sich langsam leerenden Gänge gebummelt. Schließlich sind wir im Yogi-Tee-Zelt gelandet. Meine Frau hat auf eine Tasse kostenlosen Tee spekuliert. Allerdings gab es keinen Tee mehr. Zumindest hat sie ein paar Packungen Tee gekauft und damit den Frust über die nicht gekauften Bücher kompensiert. Irgendwann waren die Füße schwer und der Kopf leer und wir sind wieder in den Zug gestiegen und nach Hause gefahren.

Buchmesse Frankfurt – 5 Bücher für meine Wunschliste

Noch immer steht das bedruckte, als langweilig verschriene, analoge Papier im Mittelpunkt einer Buchmesse. In Szene gesetzte farbige Pappdeckel mit schicken Layouts animieren mich zum Hinlangen und Schmökern. Hier die fünf Bücher, die ein starkes Verlangen nach Lektüre derselben in mir ausgelöst haben. Ich muss sie lesen und deswegen landen sie auf meine Wunschliste.

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Marc-Uwe Kling kenne ich als Verfasser der Kanguru-Chroniken. Saukomische und teilweise abstruse Geschichten um ein sprechendes Kommunisten-Beuteltier. Er bekommt ganz bestimmt niemals den deutschen Buchpreis, aber dass er es wagt, eine Zukunftsroman zu schreiben mit hoffentlich dem gleichen Humor wie die Känguru–Chroniken, macht ihn wahrscheinlich nicht nur für mich interessant.

Herr Kehlmanns letzter Roman „Du hättest gehen sollen“ war ein kleiner Spätstarter. Obwohl schon bei der letzten Buchmesse präsentiert, hat man ihn erst Anfang des Jahres so richtig wahrgenommen. Ein schmaler Band mit einer Gruselgeschichte, die weitab von der üblichen Kehlmannprosa gezeigt hat, welche literarische Klasse der Mann zu bieten hat, wenn er kann und will. Sein neuer Roman „Tyll“ hat schon vor der Buchmesse vom Spiegel eine sehr lobende und Verkaufszahlen fördernde Rezension erhalten. Leider hat mich diese Werbemaßnahme auch angespitzt. Ich muss das Ding lesen.

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Herr Leggewie schreibt gerne und viel über aktuelle politische Themen. Er macht es sehr wissenschaftlich und fern ab jeglicher Schwarz-Weiß Polemik und daher finde ich ihn sehr lesenswert, gerade für Menschen, die ansonsten sich nicht gerne mit Politikwissenschaften und Soziologie auseinandersetzen.

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Herr Kubrick war nicht nur ein Regiegott, sondern auch ein akribischer Dokumentarist seines eigenen Schaffens. Nur Filmenthusiasten werden sich solch einem Werk hingeben. Um so schöner, dass der Taschen-Verlag es gewagt hat, sich diesem Nischending in einer Veröffentlichung zu widmen.

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Man mag es fast nicht glauben: Aber es gibt Menschen, die ihre Naziideologie ausleben, als habe das dritte Reich niemals aufgehört zu existieren. Frau Benneckenstein ist in einer solchen Familie groß geworden und schildert in diesem Buch das Leben als kleines blondes Nazimädel, dass sich als Erwachsene von der Familie und ihrer Nazisekte lösen konnte.

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Buchmesse Frankfurt – bei zweiten Mal tut es nicht mehr weh – 3. Teil

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 Frau Nefe, Frau Mayer, Herr Minkmar

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VR für Bücherwürmer

Henni und die beiden Mädchen kamen heran geeilt und liefen quasi ohne anzuhalten zum Arte-Stand. Ich schlürfte erst einmal in aller Ruhe meinen heißen Kaffee. Eigentlich war die Buchmesse hier für mich vorbei. Die meisten Veranstaltungen auf meiner Liste hatte ich verpasst. Meine Füße taten mir weh, ich hatte Hunger und war müde. Der letzte Schluck Kaffee schien besonders viel Koffein zu beinhalten. Ich raffte mich auf und fand neue Energie für den zweiten Teil des Buchmessetages. Ich irrte zum Arte-Stand. Meine Familie war schon weiter geeilt. Kurz blieb ich stehen. Ein etwas aufgeregter Moderator brüllte eine Geschichte über Theo Sarrazin heraus, die er damit endete, dass er lustvoll Theo Sarrazin als Arschloch bezeichnete. Mag ja sein, dass es ein Arschloch ist, aber muss man ihn in der Öffentlichkeit als solches bezeichnen? Die Rechten aller Prägung scheinen nicht nur das rote Tuch, sondern auch der inoffizielle braune Faden dieser Buchmesse zu sein. Ein paar Meter weiter am Dumontstand finde ich meine Familie wieder. Dort liegt der neue Hollebeque aus. Ich will das Buch anfassen und durchblättern und bemerke, dass alle Exemplare noch eingepackt sind. Entweder man will Neugierde schüren und aus dem Inhalt ein Geheimnis machen oder irgendein Praktikant hat vergessen beim Auslegen der Bücher die Folie zu entfernen.

Eigentlich wollte ich zur Leseinsel der unabhängigen Verlage, die sich in 4.1 befindet. Allerdings wird dort auch nur gebrüllt. Auf der Leseinsel versucht jemand zu erklären, wie die Rechten (brauner Faden) Werbung für sich vereinnahmen. Der Referent am Nachbarstand kann auch nur brüllend seinen Vortrag halten und so entsteht an der Leseinsel ein komisches Bild: Ein junger, schicker und schillernde Typ, der lässig und geschmeidig halb auf seinem Stuhl liegt, brüllt in sein Mikro, um den Nachbarn zu übertönen. So etwas halten meine Nerven nicht aus.

Wir denken, dass es in 4.1 nichts mehr entdecken gibt und finden im letzten Gang die Arts+-Ausstellung. Hier präsentieren sich der TASCHEN-Verlag, andere Kunstbuchverlage und Künstler. Dort finde ich einen Band über Stanley Kubricks Archiv, dass ich mir unbedingt kaufen sollte. Um die Ecke stehen in einer Reihe Kinderautomaten, kleine Autos und Motorräder. Auf den Geräten sitzen Erwachsene, die alle eine Virtual-Reality-Brille tragen. Meine beiden großen Töchter wollen in die virtuelle Welt tauschen. Sie sitzen auf den Automaten, verdrehen die Köpfe, wackeln unruhig hin und her und meine kleine Tochter winkt ins Nichts. Menschen mit VR-Brillen sehen aus wie blinde Idioten, die avantgardistische Tänze belgischer Choreographen aufführen. Meine Töchter sind ganz begeistert. Sie waren für kurze Zeit in Amsterdam und haben von einer Kracht aus das Ufer beobachtet.

Zurück in der wirklichen Realität machen wir uns auf den Weg zum Frankreich-Pavillon. Meine Frau hatte in Ebay-Kleinanzeigen ein altes Bett und unseren alten Kinderwagen verkauft. Sie hat uns versprochen, dass wir den Verkaufserlös gut investieren. Im Frankreich-Pavillon sollte es eine Brasserie geben und der Gedanke war es, dort in hoffentlich ruhiger Umgebung französische Backwaren und einen Kaffee zu genießen. Leider war da nicht viel. Es gab belegte Baguettes (z.B. mit eine Pastete von Stopfleberenten, wäh!), Suppe und Eclairs. Wir bestellten zwei Stück. Dazu gab es starken cafe américain.  Der Pavillon des Gastgeberlandes befindet sich immer in der zweiten Etage des Forums. Letztes Jahr war der Saal abgedunkelt und an der eigentlichen Fensterfront hatte man einen Blick vom niederländischen Strand auf die Nordsee imaginiert. Der Frankreich-Pavillon dagegen ist lichterfüllt. Man hat unzählige Holzregale als Wände aufgebaut und präsentiert dazwischen unzählige Themen rund um die französische Literatur. In den Regalen stellte man abertausende Bände französischer Literatur zu Verfügung, die zum Stöbern einladen sollten. Weil es zwischen den Holzregalen sehr eng war, haben wir uns hinter der Bar an der Fensterfront postiert. Jule hatte sich einen Barhocker geschnappt und etwas abseits von uns ihren Eclairs gefuttert. Ich ging auf den Balkon, um die Sonne zu genießen und auf den Platz zu schauen, der inmitten der Messehallen liegt.  Vor dem Signierzelt stapelten sich die Menschen. Dort unten in dem Signierzelt saß eine amerikanische Bestsellerautorin, um im Akkord ihre Schmachtschinken abzuzeichnen. Ich ging wieder rein und kaum hatte ich den letzten Schluck Kaffee getrunken, beauftragte mich meine Frau unseren jüngsten auf die Toilette zu bugsieren, um ihn eine neue Windel zu verpassen.  Eine Sekunde später hatte ich alle drei Kinder am Jackenzipfel hängen. Das mag in anderen Hallen kein Problem sein, weil es dort auf jeder Ebene mindestens vier oder fünf Toiletten gibt. Im Forum gibt es allerdings nur einen Aufzug und eine Toilette, die sich im Keller befindet. Es dauert gefühlt eine halbe Ewigkeit bis man diese erreicht. Als wir zurückkamen, gab es vor dem Pavillon auch eine erhebliche Menschenansammlung. Ein französischer Autor, der mir nicht bekannt war, hatte die Aufgabe seinem hauptsächlich weiblichen Publikum seinen Namen in ihre Buchexemplare zu kritzeln. Mittlerweile fand ich die Buchmesse sehr anstrengend. Insbesondere da Henni sich ein wenig in den Pavillon verloren hatte und nicht mehr rausfinden wollte. Aufgrund ihrer guten Französischkenntnisse konnte sie die ganzen Inschriften, Tafeln und Filmvorführungen verstehen. Ich dagegen war einfach ständig drei Kinder am Suchen, die mehr oder minder ziellos durch die Regalgänge irrten.

Als ich sie endlich aus dem Labyrinth heraus  an dem französischen Autor und seiner Kundschaft vorbei geführt hatte, liefen wir in die Halle 3.1. Es war schon nach vier und die Haale leerten sich allmählich. Wir schlenderten durch den Rohwolt-Stand. Es ist ein ziemliches sinnloses Unterfangen vom Verlagspersonal so etwas wie ein Lächeln zu erhalten. Das ist gelebte Arroganz der Kreativen und darin sollte man sie nur bestärken. Von weitem den neuen Roman von Daniel Kehlmann, der wie letztes Jahr eher in der Präsentation verschwindet. Man hat ja noch genug andere Bestseller.

Um siebzehn Uhr beginnt unser letzter Event. Auf dem kleinen Podium des Spiegelverlags wird das Buch der drei Journalistinnen Elke Schmitter, Christiane Grefe und Susanne Mayer „Was tun – Demokratie versteht sich nicht von selbst“ verhandelt. Frau Grefe und Frau Mayer sind vor Ort und werden von Nils Minkmar, Spiegel-Redakteur, interviewt. Die beiden Damen haben eine engagierte Haltung zur Demokratie und ihre Begeisterung für die Demokratie spornt an. Insbesondere sind sie der Kontrapunkt der Geschehnisse, die fast zur gleichen Zeit in der gleichen Messehalle ein paar Gänge weiter für Aufregung gesorgt haben. Aber davon haben wir während unseres Aufenthaltes auf der Buchmesse nichts mitbekommen. Erst auf dem Rückweg habe ich die Schlagzeile vernommen, dass Herr Höcke ein paar Meter seinen Auftritt hatte und es zum Eklat kam (hoffentlich hat er wieder erzählt, dass wir wieder alle männlicher werden müssen. Lächerlich geht’s nimmer). Frau Sargnagel hatte übrigens recht: Am nächsten Tag hat sich Herr Höcke beschwert, dass die anwesenden Sicherheitskräfte ihn nicht genügend vor den linken Aktivisten geschützt hätte. Wenn das mal keine Inszenierung als Opfer ist! Frau Mayer, eine wohl sehr erfahrene Journalistin, die sich wunderbar mit Handfläche auf dem Brustkorb echauffieren kann, hat eine Faible für Großbritannien. Sie berichtet über den Brexit und das dies der Auslöser für das Buch gewesen sei. In Großbritannien habe die rechte Boulevardpresse des Herrn Murdoch jahrelang offensiv Stimmung gegen Europa gemacht. Die Politiker sahen sich entweder gezwungen, sich dem Thema zu widmen, um die Wähler nicht zu verlieren oder sie haben die Situation schamlos ausgenutzt haben, um sich zu profilieren (Sie zielte insbesondere auf Boris Johnson ab). Sie war überrascht, wie viele Menschen in ihrem Umfeld, die ansonsten an Politik interessiert sind, das Geschehnis um den Brexit abgetan haben oder auch es gar nicht realisiert haben, was dort geschehen sei. Frau Nefe lächelte ab und zu mal in unsere Richtung und betrachtete unseren Sohn, den ich mit meinem Iphone für ein Augenblick ablenken konnte (er drückt und schiebt mit den Fingern und freut sich, wenn er nach mehrfacher Falscheingabe meines Codes mein Handy deaktiviert hat). Dann legt sie los und erzählt über ihren Anteil an dem Buch. Sie ist weitaus zurückhaltender und wirkt nur Anfangs weniger kämpferisch als Frau Mayer. In dem Buch hat sie einen Aufsatz über Parteien geschrieben. Es ging ihr darum, deutlich zu machen, dass Parteien kein Auslaufmodell sind, sondern eine wichtige Funktion innerhalb unseres bewährten parlamentarischen Systems haben und nicht das Problem die Parteien an sich sind, sondern dass diese Organisationen oft nicht wissen, wie sie Menschen für sich begeistern können. Deswegen ruft sie dazu auf, dass man sich aktiv in Parteien engagieren soll. „Suchen sie sich die Partei, mit deren Zielen sie sich am ehesten identifizieren können!“, ruft sie aus und ich denke nach. Ich könnte zu den Grünen gehen. Kann ich mich am meisten mit identifizieren. Allerdings haben die in den letzten zwei Jahren bei Brückenlauf in Wetzlar jedes Mal als Verpflegung (für eine Strecke von 2 Kilometer) Wasser in Plastikbechern verteilt und die leeren Plastikbecher lagen dann in der letzten Runde überall verteilt auf dem Kopfsteinpflaster der Altstadt verteilt. Da habe ich mich wahnsinnig darüber aufgeregt. Wie kann man sich als ökologisch orientierte Partei bei einer der seltenen sichtbaren Auftritte in der Stadt mit der Verteilung von Plastikbechern profilieren wollen? Mein Sohn reicht mir mein Handy und ich muss es wieder entsperren, sonst wird er ungeduldig. Der Vortrag ist nach einer halben Stunde vorbei und wir machen uns auf dem Heimweg. Wir irren noch ein wenig durch die mittlerweile leere Halle. Viele Aussteller packen zusammen. Viele Stände sind schon nicht mehr besetzt. Meine Kinder lassen sich am Lego-Stand noch mit einem Lego-Ninja fotografieren und danach entwischen wir durch den Ausgang Ost, fahren mit dem Bus zum völlig entvölkerten Parkhaus und sind innerhalb von zehn Minuten auf der Autobahn. Meine Frau bestellt noch eine Pizza auf der Heimfahrt. Irgendwie müssen wir ja unsere Ebay-Einkommen geschickt investieren. Wir fahren in die Dämmerung und meine Frau zieht Fazit: “Naja, weiß nicht!“

Damit ist alles gesagt. Es beschreibt nicht nur unseren erschöpften Zustand, sondern auch den Zustand eines Landes, das sich politisch gerade in die falsche Richtung bewegt. Und leider wurde die Buchmesse nicht nur von einem braunen Faden umwoben, sondern man merkt, dass sich viele Autoren und Journalisten an dem Thema abarbeiten und den politischen Diskurs suchen, aber an der Lust zum Krawall und destruktiven Provokation der rechten Brandstifter verzweifeln.

So fahren wir auf der A5, hungrig und desillusioniert, in die Zukunft…bis zur nächsten Buchmesse.

Buchmesse Frankfurt – bei zweiten Mal tut es nicht mehr weh – 1. Teil

Ende September während eines entspannten Fernsehabends auf dem Sofa hat meine Frau zum ersten Mal das Wort Buchmesse in den Mund genommen. Ich bin sofort zusammen gezuckt. Schweiß trat auf meine Stirn, Schnappatmung kam auf, ich griff mir ans Herz. Wie bei einer allergischen Reaktion überkamen mich körperliche Symptome, die ich darauf zurückführte, dass ich immer noch nichts vorzuweisen haben und immer noch als Besucher und nicht als Autor auf die Buchmesse gehen muss.  Seit dem letzten Jahr ist nichts passiert. Die vielen Hoffnungen und Anregungen, die ich dort mitgenommen habe, haben zu keiner Verhaltensänderung geführt. Außer zwei Kurzgeschichten, die von einer Literaturzeitschrift abgelehnt wurden und einen dritten Versuch meinen dritten Roman zu beginnen (das war es dann mit alle guten Dingen…) habe ich literarisch nichts auf die Beine gestellt. Also muss ich schon wieder als miesepetriger Kulturpessimist auf die Buchmesse fahren. Yeah, die Rolle habe ich so oft in meinem Leben gespielt, sollte also kein Problem sein. Als die Herzschmerzen nachließen und der kalte Schweiß von meiner Stirn gewischt war, jubelte ich vor Freude: Endlich kann ich mich wieder als ungewolltes und ungeliebtes Kind über meinen Vater Literaturbetrieb und meine Mutter Verlagswelt genüsslich herziehen. Meine Frau hat mich gleich gebremst. „Nein, mein Schatz, die können auch nichts dafür, dass du kein Autor geworden bist. Da bist schon selbst dran schuld. Also verdirb mir und den Kindern nicht den Tag.“  Meiner Frau den Tag zu verderben, hätte Konsequenzen zur Folge gehabt, die ich nicht tragen wollte. Also habe ich mich ganz brav auf die Buchmesse vorbereitet. Ich habe den Veranstaltungskalender durchforstet und mir  sehr aufwendig auf der Homepage der Buchmesse erstellen eine Liste gebastelt(man braucht ein Account, muss sich durch eine hochkomplexe Suchroutine wurschteln und hat am Schluss auf dem Papier in Schriftgröße 0,5 eine Wunschliste mit Veranstaltungen, die alle gleichzeitig stattfinden) Meine Frau hat sich einen kleinen Zettel geschrieben, mit den Veranstaltungen, die sie und meine Kinder besuchen wollten. Eigentlich hatten wir die Absicht vor der Abfahrt am Frühstückstisch die Listen abzugleichen. Da wir aber zu spät aufgestanden waren, haben wir erst im Auto bei Tempo hundertsechzig eine Übereinkunft über den Verlauf des Tages ausbaldowert.

Im Allgemeinen hatten wir uns diesmal gut auf den Tag vorbereitet. Wir hatten uns vorgenommen, auf Lesungen und Vorträgen zu konzentrieren und die Zeit zwischendurch mit den Besuchen von Ständen zu füllen. Mittlerweile kenne ich auch die Motivation vieler Buchmessenbesucher. Es geht ihnen nicht um Literatur, den Lieblingsautor oder -Verlag, sondern um die unzähligen Giveaways, die man an vielen Ständen ergattern kann. Überall gibt es Tüten und Taschen, Aufkleber, Leseproben bis hin zu kostenlosen kleinen warmen Mahlzeiten im Kochbuchbereich. Man kann den ganzen Tag vertrödeln, ohne auch nur ein Buch in die Hand genommen zu haben.Ich verzichtete gerne auf Geschenke und stand lieber in der Ecke am Stand des Arena-Verlages, passte auf den Buggy unseres jüngsten Sohnes auf und hörte gegenüber beim wesentlich kleineren Buchheim-Verlag Haroon Gordon zu. Die Lesung hatte ich auch auf meiner Liste, hatte sie allerdings schnell wieder gestrichen, da ich nicht unter Zeitdruck geraten wollte. Haroon Gordon las aus seinem Debüt „Palast aus Sand und Staub“. Am Anfang seines Vortrages belagerten ca. zwanzig Personen den schmalen Gang zwischen Buchheim-Verlag und Arena-Verlag. Am Ende seines Vortrages blieben nur noch ein kleine unscheinbare Frau, ich und mein Buggy übrig. Dabei hatte der Text durchaus einen poetischen Klang, der sehr gut zur Geschichte passte. Ich konnte nicht verstehen, warum alle Zuhörer wegeilten. Irgendwie tat mir Herr Gordon leid. Er hatte ein gutes Buch geschrieben und niemand interessierte es.

Während meine Frau, die beiden Mädchen und mein kleiner Sohn sich auf den Weg zu der ersten Lesung machten (die Signierstunde der Conni-Autorin) machte ich mich auf den Weg zum Stand von Amazon. Ich schritt durch die engen Reihen, vorbei an den verspielt mondänen Messebauten einiger Großverlage und erreichte den Gang K. Der Bereich ist geprägt von Kleinverlagen, Mangahändlern, mit denen ich gar nichts anfangen kann und der Self-Publisher-Area. Die Self-Publisher scheinen immer noch die Schmuddelkinder des Buchhandels zu sein. Amazon hat mittlerweile einen eigenen Verlag für Self-Publisher. Also scheint hier eine Menge Geld auf der Straße zu liegen. Ich höre dem Autorengespräch dreier Amazon-Autoren zu.  Wenn man der Website von Michael Meisheit, einer der drei Autoren am Stand, glaubt, hat er von seinem ersten E-Book 300.000 Einheiten verkauft. Also wächst da eine nicht zu unterschätzende Marktmacht heran. Herr Meisheit hinterließ bei mir den Eindruck per se ein Profi zu sein, der sein Handwerk versteht. In den letzten zwanzig Jahren hat er hauptsächlich Drehbücher für die Lindenstraße geschrieben. Mittlerweile hat er den Job aufgegeben und schreibt nur noch E-Books. Herr Meisheit ist ein Jahr jünger als ich und hat auch vom Äußeren her eher den Eindruck vermittelt, ein echter Kreativer zu sein. Seine rötlichen Haare stehen ihm als lockige Tolle auf der Stirn, zu seinem weißen Freizeithemd trägt er goldene Manschettenknöpfe. Er ist Individualist mit teigigem Doppelkinnansatz und hatte vielleicht auch keine Lust mehr bei einer Anstalt des öffentlichen Rechts zu arbeiten. Die zwei anderen Autoren kamen eher dem Vorurteil nahe, dass ich über viele Self-Publisher hege und pflege. Sie wirken, als seien sie eher zufällig zum Schreiben gekommen. Entweder haben sie sich ein unausgegorenes Sendungsbewusstsein oder irgendjemand in der Verwandtschaft hat behauptet, das Formulieren schöner Weihnachtskarten ausreiche, um gute Romane zu verfassen. Klaus Seibel, der mir grundlegend sympathisch vorkam, war in seinem früheren Leben Pastor und schreibt seit 2013 Science-Fiction-Romane. Die Frau des Trios, Elke Bergsma schreibt Ostfriesenkrimis und ist mir alleine deswegen schon unsympathisch (das Genre Regionalkrimi bereitet mir generell Übelkeit. Wenn ich bei irgendjemand Regionalkrimis auf dem Tisch liegen sehe, renne ich sofort auf die Toilette). Auch ihr Auftreten ist norddeutsch burschikos.  Wenn sie  den Mund aufmacht, haben ihre Gesprächspartner Angst in den Augen. Dann gibt es noch einen Moderator von Amazon, der die ganze Zeit stehen muss, während die drei bequem in ihren Sesseln hocken.  Die Zuschauer machen es sich auf kleinen Papphockern bequem, ein übrigens sehr weit verbreitetes Sitzmittel für Zuhörer an vielen Ständen. Ich sitze mittendrin und erst mitten in der Diskussion merke ich, dass rechts vor mir eine junge Frau sitzt, der genau auf der Nasenspitze, auf dem äußersten Punkt ihres spitzen Nasenkliffs, eine Warze wächst. Ich bin kurz irritiert. Ansonsten viel junges und weibliches Publikum. Ich stelle mir vor, dass die sich alle als Autorinnen versuchen und schon ihre Fantasy-Märchen-Horror-Gothic-Thriller-Manuskript in der Schublade liegen haben. Die Warzenfrau schreibt ganz bestimmt Liebesromane und hat sich schon ein Pseudonym zugelegt, damit ihre Warze nie aufs Cover muss.

Inhaltlich fand ich das Autorengespräch sehr informativ. Jeder der drei AutorInnen schilderte seinen Arbeitsalltag, sprach darüber welche Tätigkeiten er selbst übernimmt und welche er outgesourct hat und wie sie Social Media nutzen. Man kann auch ohne Verlag von der Schreiberei leben, allerdings braucht man eine hohe Schlagzahl. Frau Bergsma z.B. veröffentlicht alle drei Monate einen Roman. Man sollte gut vernetzt sein und sich gut in den digitalen Medien auskennen. Man fungiert selbst wie ein kleiner Verlag, kann aber nicht alles selbst machen. Man braucht z.B. ein professionelles Lektorat. Frau Bergsma hatte sogar eine Werbeagentur beauftragt. Man braucht einen Steuerberater oder jemand, der die Buchhaltung macht. Man geht also unter Umständen ein großes finanzielles Risiko ein. Zeitmanagement ist wichtig als Self-Publisher, gerade aufgrund der hohen Schlagzahl. Schließlich muss man schon rechtzeitig den Lektoren ankündigen, wann sie etwas zu korrigieren haben und man nennt z.T. früh Veröffentlichungstermine, um die Fans bei Laune zu halten und muss diese auch halten. Herr Meisheit gab noch den wichtigen Tipp, dass man alles dafür tun muss, das am Veröffentlichungstag viel verkauft wird, weil man nur so mit den Titeln sichtbar wirdNach einer dreiviertel Stunde war alles vorbei. Ich schlenderte noch zu der Bühne des Lektorenverbandes. Der Vortrag drehte sich um Kinder und Jugendbücher und nebenan hielt ein junger Mann im Anzug einen Vortrag über Sachbücher.