Schamwand

Der Wutbürger entleert seinen Hass im öffentlichen Raum. Auf der rechten Seite des politischen Spektrums schiebt man jeden Tag die Grenze des Unsagbaren ein Stückchen weiter. Die Brandstifter pinkeln ihre Hakenkreuze wieder in den Schnee und markieren im Namen einer schmerzvollen Vergangenheit ihr Revier, das weiter reicht als ein paar sächsische Weiler an irgendeiner EU-Außengrenze. Es wird wieder schick, seine Mitmenschen zu verunglimpfen, Minderheiten den Tod zu wünschen und Jagd auf seine politischen Gegner zu machen. Zur selben Zeit geschieht die Entgrenzung des menschlichen Leibes und Geistes in vielfältiger nie dagewesener Weise. Menschen gehen mit ihren Autos eine Symbiose ein. Nerds verwachsen mit ihren Laptops, um Teil einer Mensch-Maschine-Konstruktion zu werden. Freizeitakrobaten tanzen ohne Sicherung auf Kranauslegern in luftiger Höhe herum und das elektronische Auge der Gopro-Kamera überträgt ihre Perspektive als lustige Liaison mit Tod ins Internet. Getränkehersteller, die aus Bullenhoden die Energie für eine ganze Generation abzapfen und junge Menschen dafür bezahlen, dass sie mit Kinderrädern über die felsigen Abhänge des Hochgebirges stürzen. SachbearbeiterInnen mit Familienanhang inszenieren auf Pornoseiten den Dauergangbang, um durch Kommentare, virtuelle Sternchen und Geschenke sich die Wertschätzung sexsüchtiger Überständer hart zu erarbeiten.es Es scheint als erfahre das Individuum nur noch Aufmerksamkeit, wenn es ständig Grenzen und Tabus hinter sich lässt.

Blicken wir in die Vergangenheit zurück, sollte es eine nachvollziehbare Erklärung für dieses Verhalten geben. Für den Fortschritt der letzten zwei Jahrhunderte schien es wichtig zu sein, den Einzelnen und dessen Befreiung und Ermächtigung in den Mittelpunt sozialer und politischer Anstrengungen zu stellen. Um den Arbeiter, den Angestellten, dem Bürger die Entfaltung seines Selbst zu ermöglichen und dadurch alle Kräfte für den Fortschritt und das allgemeine Wachstum zu mobilisieren, war es notwendig alle bis dahin geltenden Normen in Frage zu stellen. Denn die Abhängigkeitsverhältnisse einer Präbürgerlichen Gesellschaft basierten darauf, mittels überlieferter Gewohnheiten und Grenzen die Herrschaftsverhältnisse zu manifestieren

Unser Bild vom Fortschritt, beruht auf Materialismus und einer positivistischen Einstellung. Viele Wirtschaftstheorien und politische Theorien reduzieren den Menschen auf sein wirtschaftliches Handeln, der mittels dem Austausch von Waren und der Eigentumsverhältnisse von Produktionsmitteln und Kapital die gesellschaftliche Verhältnisse und somit auch den Fortschritt bestimmt. Technologische Entwicklung und Wirtschaftswachstum ist in vielerlei Hinsicht zum goldenen Kalb geworden, dem die durch tradierte Tabus initiierte Schamhaftigkeit der Menschen nur im Weg steht.

Eine durchaus zweckmäßige und für das Neunzehnte und Zwanzigste Jahrhundert praktikable Verfahrensweise. Erst durch die Organisierung eines Fortschrittes und einem stetigen Wachstum ist es möglich gewesen, eine moderne Wissensgesellschaft zu formen, die der Mehrheit der Menschen einen Wohlstand ermöglicht, die ihn auf der anderen Seite den Freiraum zur eigenen Selbstverwirklichung gibt.

Viele gesellschaftliche Tabus mussten fallen, vieles musste der Schamhaftigkeit entrissen werden und viele Entwicklungen wurden befeuert von der Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg. Ob es die Bekämpfung der Rassentrennung in den USA, das Einstehen für Rechte von Frauen und Minderheiten war, im Hintergrund stand immer auch die Erschließung neuer Käuferschichten und Etablierung neuer Produkte. Auch aktuell können wir das sehr gut beobachten. In dieser Woche hat China eine Mindestquote für Elektroautos eingeführt. Das geschieht in China ganz bestimmt nicht, weil die kommunistische Staatsführung nun ihrem Staatskapitalismus eine grüne Färbung geben möchte. Man hat erkannt, dass man, um das Wirtschaftswachstum auf gleichem Niveau zu halten, sich neu positionieren muss, neue Produkte braucht, die im Westen nachgefragt werden, die die Folgekosten der Umweltschäden durch Individualverkehr verringern und das man so die Konkurrenz vor sich her treiben kann. Die deutschen Autokonzerne sehen plötzlich sehr altbacken aus. Jahrzehntelang hatten diese auf große schwere Autos gesetzt, die gekauft wurden, weil das anscheinend ausreichte, um den wirtschaftlichen Erfolg für die nächsten Jahre zu garantieren. Man hat sich selbst überlebt und befindet sich im letzten Gefecht um die Macht auf den globalen Märkten. Ein weiteres aktuelles Beispiel aus Saudi-Arabien: Man erlaubt Frauen das Autofahren. Ein bisher undenkbares Vorgehen. Allerdings beruht diese Entscheidung nicht aus der Einsicht, dass Frauen per se die gleichen Rechte wie Männer haben und die religiöse Grundlage für das Verbot den allgemeinen Menschenrechten widerspricht. Im Vordergrund für die Aufhebung des Verbotes stand der wirtschaftliche Strukturwandel in Saudi-Arabien weg von der Ölproduktion hin zu Dienstleistungs-, Wissensgesellschaft. Frauen werden in Saudi-Arabien als Arbeitskräfte benötigt werden und dafür ist Mobilität unabdingbar.

Also was spricht dagegen, gesellschaftlichen Fortschritt mit Wirtschaftswachstum zu verknüpfen?

Diese Frage rührt an den Grundfesten der Menschlichkeit. Denn dahinter steht die große Frage nach dem Menschen an sich. Was macht den Menschen aus? Wir werden uns alle einig sein, dass der Mensch mehr ist, als seine ökonomische Funktion als Konsument oder Produzent oder gar als Ware, denn das passiert gerade wenn Menschen sich im Internet exponieren. Ob Bibi in ihrem Beautypalace vor der Kamera sich Creme ins Gesicht schmiert, die sie „zufälligerweise“ in der Drogerie erstanden hat, die Hausfrau, die vor der Webcam für Geld masturbiert oder der Student, der für Uber für ein geringes Entgelt Menschen durch die Gegen fährt; Menschen verwandeln sich in ein Produkt und reduzieren sich in mannigfaltiger Weise auf ihren Marktwert. Die Konsequenz liegt ganz klar auf der Hand: Der Mensch an sich entwertet sich durch die diese Reduktion. Er wird handelbar und erhält den Status einer Sache.

Wir haben es übertrieben. Der Sieg des Kapitalismus über alle anderen Wirtschaftssystemen  hat dazu geführt, das wir aufgehört haben, diesem System etwas entgegen setzen zu wollen. Wir haben zugelassen, dass Schamlosigkeit und Rücksichtslosigkeit die Triebfeder jeglichen Handelns ist. Spätestens die Digitalisierung wird dazu führen, dass wir, ohne die Frage nach dem Menschen an sich zu stellen, uns auflösen und im virtuellen Raum verschwinden. Übrig bleiben werden die von Adorno beschworenen lieblosen Stümpfe, leere Hüllen menschlichen Daseins. Die eingangs beschriebenen Phänomene legen ganz klar die klaffenden und eitrigen Wunden offen, die wir uns durch die Fokussierung auf ökonomischen Rationalismus zugefügt haben.

Das kaum begreifliche am Menschen scheint seine Fähigkeit zu sein, intuitiv die Gegenbewegung einzuleiten. Er steht nackt im öffentlichen Raum, begibt sich in einen abstrusen Wettbewerb der Schamlosigkeit. Man steigt in Bäder aus Kakerlaken und Scheiße, plappert arglos über seine Schönheits-OP`s, verbringt die Zeit mit Offenbarungen über sein Intimleben, protzt mit Reichtum und körperlichen Vorteilen. Gleichzeitig geht er auf die öffentliche Toilette und versteckt sich beim Pinkeln hinter einer Schamwand.

Sie haben richtig gehört: Schamwand. Die offizielle Bezeichnung der Trennwand, die mittlerweile in fast jeder öffentlichen Männertoilette, den Uriniervorgang des Mannes beschützt und einer der intimsten Vorgänge des Mannes in der Öffentlichkeit den Blicken seiner männlichen Artgenossen entzieht.

Bis vor ca. zwanzig Jahren schien es kein Problem zu sein, sein Geschlechtsteil in der öffentlichen Toilette zu entblößen, um sich unter den Blicken der Artgenossen genüsslich zu entleeren. Klar gab es vereinzelt Exemplare die in Gegenwart anderer Männer kein Wasser lassen konnten. Aber das blieb die Ausnahme. Gerade an den oft vorhandenen Pinkelrinnen traf sich eine Bruderschaft der Stehpinkler, um sich der eigenen Männlichkeit hinzugeben. Ein Blick nach links und einer nach rechts und man hatte die Chance auf den direkten Schwanzvergleich. Wenn noch Alkohol im Spiel war und man teilweise einige Minuten brauchte, um die Blase leer zu bekommen, hat man den Abend mit seinem Pinkelnachbar Revue passieren lassen und sich gemeinsam überlegt, welches weibliche Wesen man heute Abend gerne flachlegen wolle. Am Schluss hat man sich auf die Schultern geklopft und sich alles Gute gewünscht und hat dann das Fleischpaket erst wieder in die Hose gestopft. Angenehme Schamlosigkeit, die trotz allem im Verborgenen einer öffentlichen Männertoilette blieb. Keine Kamera, keine Fremden, man war unter sich. Seltsam, dass mittlerweile die meisten öffentlichen Pissoirs mit Schamwänden versehen sind und die Pinkelrinne quasi ausgestorben ist.  In den heutigen Zeiten absoluter Schamlosigkeit sollte man erwarten, dass das maskuline Verhalten an der Pinkelrinne doch vollkommen in die Zeit passt.

Diese Gegenbewegung im Kleinen scheint notwendig zu sein, um uns wenigstens an einer Stelle im öffentlichen Raum uns die Intimität wieder zu geben, die wir Menschen benötigen, um im Getöse der Marktschreier und Selbstentblößer sich auf uns selbst zu besinnen. Eventuell taugt die Schamwand als Symbol für die Notwendigkeit, sich auf den Kern des Menschseins zu konzentrieren und dazu gehört Kontemplation im abgegrenzten Raum.

Scham kann heute zweierlei Funktionen haben: Sie kann einerseits Menschen wieder zusammenbringen. Klar war die Konditionierung auf gewisse Tabus, die Scham auslösten, ein Mittel der Unterdrückung. Doch positiv betrachtet kann der Wunsch nach Schamhaftigkeit einen  gesellschaftlichen Diskurs über die Definition von Grenzen anstoßen. Man kann gemeinsam heraus fingen, ab welchem Moment die öffentliche Entgrenzung zur sozialen Last wird. Wenn die Grenzzäune in den Köpfen wieder funktionieren und man Schamhaftigkeit als positive Tugend akzeptiert, entfaltet die zweite Funktion ihre Wirkung: die Menschen finden Räume, in denen sie zur Ruhe kommen und die Komplexität ihres Daseins erkennen und sich damit auseinandersetzen. Somit wird den Selbstdarstellern, Narzissten und destruktiven Brüllaffen die Grundlage entzogen. Sie treten in den Hintergrund und verlieren an Bedeutung.

Meine Ausführungen können nur kurze Schlaglichter auf unsere Zeit werfen und meine Lösung für unsere Probleme ist nur kurz angerissen. Aber grundsätzlich brauchen wir mehr Schamwände, um die Zukunft für die Menschheit positiv gestalten zu können, denn ansonsten werden wir uns selbst wie gedankenlose Lemminge in den Abgrund stürzen.

Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit von Thomas de Padova- Eine Buchempfehlung

Heute möchte ich ein Buch vorstellen, dass mich in vielerlei Hinsicht fasziniert hat. Es geht um das Buch „Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit“ von Thomas de Padova.

Viele von uns leben in einem engen Zeitkorsett. Jede Sekunde zählt. Unsere Tage und Nächte sind verplant. Unsere Terminkalender sind voll. Wir werden an der Tugend Pünktlichkeit im Privat- und Berufsleben gemessen. Wir halten ständig Zeitabläufe fest und die Nutzung digitaler Medien kettet uns noch mehr an die Benennung von Zeit. Wer heute ein Foto macht, erfährt noch Jahre später, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit er auf den Auslöser gedrückt hat. Genug Zeitgenossen zählen ihre Schritte, zeichnen ihren Schlaf auf, dokumentieren ihre Laufstrecken und unterlegen alles mit einem ewigen Zeitstrahl.

Das ist die Gegenwart. Thomas de Padova zeigt uns mit seinem Text, dass das Einteilen des Tagesablaufes in Zeiteinheiten eine noch relativ junge Kulturtechnik ist. In der Epoche von Newton und Leibniz, also vor ca. 300 Jahren, wurden die ersten Uhren erfunden, die nicht nur Minuten, sondern auch Sekunden anzeigten. Es gab damals die ersten Taschenuhren, die teuer aber für viele schon bezahlbar waren. Man  hatte damals mit Pendeluhren ein im Alltag verfügbares Zeitmessinstrument erschaffen, das aber im Laufe der Jahre immer wieder verfeinert werden musste. Ein großes Problem war, dass die Uhren niemals genau gingen. Man wollte sie z.B. für die Navigation auf hoher See verwenden. Allerdings liefen die Uhren zu ungenau. Somit war ständig die Gefahr gegeben, dass es zu schwerwiegenden Navigationsfehlern kam. Uhrenmacher waren damals angesehene Spezialisten, die sich nicht nur auf ihr Handwerk verstanden, sondern selbst wissenschaftlich tätig waren. Trotz größter Präzision konnte man das Problem der nachgehenden Uhren lange Zeit nicht lösen. Mit der Erfindung dieser Uhren gewannen Zeitabläufe auf einmal an gesellschaftlicher Bedeutung und somit beschleunigte sich das Leben. Hier beginnt die Ökonomisierung des Wirtschaftslebens. Ohne eine exakte Messung der Zeit  wäre die industrielle Revolution nicht möglich gewesen.

 Newton und Leibniz waren zwei Schlüsselfiguren ihrer Zeit und konträre Persönlichkeiten. Newton war ein Eigenbrötler und jemand, der seine Ideen für sich behielt. Leibniz dagegen war extrovertiert, kontaktfreudig und konnte auch keine seiner unzähligen Ideen lange für sich behalten. Beide hatten eine genaue Vorstellung von Zeit. Für Newton gab es eine absolute Zeit, die überall gültig war, während Leibniz Zeit immer im Zusammenhang mit Raum dachte und davon ausging, dass Zeit in Bezug zum Raum immer etwas Relatives ist. Newton hat wohl einen größeren Einfluss auf die Zeitideologie der nächsten drei Jahrhunderte gehabt. Denn viele Menschen sehen heute Zeit als etwas Absolutes. Die Uhr scheint im Hintergrund immer gleichmäßig zu ticken und uns voran zu treiben. Hätten wir auf Leibniz gehört, wären wir im Umgang mit unserem Zeitmanagement wahrscheinlich etwas gelassener.

Thomas de Padova hangelt sich an den Biographien der beiden Wissenschaftler entlang. Er zeigt die Herkunft, das Leben beider, die Schnittpunkte, die dann auch irgendwann zu einem Wissenschaftsstreit führten. Er erklärt Leibniz philosophischen Betrachtungen zu Zeit, Raum und Kausalzusammenhängen und erklärt Newtons mathematischen Entdeckungen, die heute noch teilweise ihre Gültigkeit haben. Thomas de Padova macht bei allen seinen Ausführungen eine gute Figur. Für den Laien verständlich, macht er die Zusammenhänge deutlich. Der Leser sollte positiv bemerken, dass er nicht nur gut recherchiert hat, sondern auch an eine lesenswerte und unterhaltsame Struktur des Buches gedacht hat. Und genau hier hat er seine Zielgruppe gefunden: den Leser, der wie der kleine Mann von Ricola immer fragt: Wer hat`s erfunden?

Mir hat das Buch den Anstoß gegeben, wieder darüber nachzudenken, welche Auswirkungen diese „Erfindung“ der Zeit auf unser alltägliches Leben hat. Die Zeit an sich wurde ja nicht vom Menschen erfunden. Allerdings haben die Menschen ihr Verständnis von Zeit genutzt, um ihr Leben zu verändern. Leider nicht immer zum Guten.

Insofern kann ich allen das Buch empfehlen, die sich auf allen Ebenen mit diesem Thema auseinandersetzen und dabei noch unterhalten werden wollen.

Thomas de Padova: Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit
ISBN: 978-3-492-05483-6
 

Die Welt im Jahre 2029

Es gilt nun die verschiedenen sozialen Systeme der Ebene Alethea und Shaw Cherry-Garrard zu erforschen, um ihre Gemeinsamkeiten heraus arbeiten zu können. Die gesellschaftlichen Zustände, die in der Ebene Jo Sommer herrschen, habe ich an anderer Stelle ausgiebig dargestellt

 Beginnen wir mit der Zukunft im Jahre 2029: Das soziale Gefüge beruht auf Trennung anstatt Solidarität. Jeder Mensch bekommt zu Beginn seines Lebens eine monetäre Schuld aufgebrummt, die seine Schuld gegenüber der Gesellschaft darstellt und die er im Laufe seines Lebens abarbeiten muss. Jeder Bürger fängt mit den gleichen Schuldenstand an. Durch das erwirtschaftete Einkommen, durch ererbtes Vermögen, also durch Geldleistung kann jeder seine Schuld nach und nach tilgen. Wer von Geburt an in wohlhabenden Verhältnissen lebt, wird seine Schuld sofort tilgen können, derjenige, der in Armut groß wird, hat wenige Chancen die Tilgung seiner Schulden zu erreichen. Dadurch sind drei Kasten entstanden, die mehr oder weniger nebeneinander existieren und die wenige Berührungspunkte haben. Es gibt die Elite, der Geldadel, der schon vor Generationen seinen Reichtum angehäuft hat, die Mächtigen, Banker, Industrielle, dazu gehören die Emporkömmlinge, die durch Zufall und Glück von den unteren Schichten aufgestiegen sind. Sie dienen oft als Alibi für die Elite, die anhand der Existenz der Emporkömmlinge zeigen kann, dass das Kastensystem durchlässig ist. Die Elite stellt in der Bevölkerung nur einen kleinen Anteil. Der weitaus größere Anteil wird von den sogenannten Maden gestellt. Dies sind die gewöhnlichen Arbeitnehmer, deren einziges Ziel ist, ihr Schuldenkonto schnellstmöglich abzuarbeiten. Ihre Chance, irgendwann zur Elite zu gehören, ist illusorisch gering und da alle um diesen Umstand wissen, agieren die meisten Maden wie die Hamster im Hamsterrad. Sie arbeiten Tag und Nacht, haben kaum Zeit, um ihren eigenen Interessen zu folgen und sind grundsätzlich ohne politisches Bewusstsein. Durch den Druck, der auf ihnen lastet, sind viele von ihnen psychisch ausgezehrt, wenn nicht sogar krank und viele neigen dazu, latent aggressiv zu sein. Das Bildungssystem beruht auf der Vereinzelung. Den Maden wird in der Schule beigebracht, dass sie nur die Tilgung ihres Schuldenkontos im Augen haben sollen und deswegen sich auf ihr berufliches Weiterkommen konzentrieren sollen. Fraternisierung mit Gleichgesinnten gilt als verpönt. Man misstraut dem Nachbarn und verhält sich gegenüber anderen gleichgültig oder abweisend. Liebesbeziehungen gelten als altmodisch. Sexualität und Fortpflanzung ist ökonomisiert worden. D.h. man bezahlt für eine Dienstleistung und geht keine langfristigen freiwilligen Beziehungen ein. Eigentlich sind alle sozialen Lebensweisen mit Dienstleistungen verknüpft, die bezahlt werden müssen.

 In der dritten Kaste sammeln sich alle Personen, die in dem System der Maden nicht mitmachen wollen oder nicht mitmachen können. Die Ausgestoßenen möchten sich von ihren Pflichten gegenüber der Gesellschaft befreien. Allerdings haben sie keine Möglichkeit ihrer Schuldenrückführung zu entkommen. Insofern sind sie darauf angewiesen, in irgendeiner Art und Weise ein Einkommen zu generieren. Entgegen den Maden haben sie verstanden, dass ein Überleben nur möglich ist, wenn man sich mit Gleichgesinnten zusammenschließt. Das heißt nicht, dass sie politisch organisiert sind. Sie leben zumeist in kleinen Kommunen abseits der Städte und versuchen durch einen hohen Grad an Selbstversorgung sich eine kleine Freiheit zu verschaffen. Sie werden von den Behörden geduldet, weil sie für ein geringes Einkommen den Maden als Dienstleister zu Verfügung stehen, also sich um ihre Kinder kümmern, Sex mit ihnen haben oder abends gemeinsam mit ihnen Fernsehen schauen. Obwohl sie sich von der Gesellschaft lösen wollen, sind sie Teil des Systems. Der Staat wird gelenkt von der Heiligen Dreifaltigkeit: Gesellschaft, Staat und Arbeitgeber. Es ist eine anonyme Struktur der Macht, die sich nur in ihren Vertretern zur erkennen gibt und die für die Menschen nicht greifbar ist. Es gibt keine grundsätzlich diktatorische Struktur, es gibt keine autoritäre Führung, die sich als Inhaber der staatlichen Gewalt aufspielt. Es gibt nur noch scheindemokratische Teilhabe der Menschen am Staat. Wahlen haben nicht die Funktion, den Bürger seine Geltung als Souverän zu verschaffen, sondern sie dienen dazu, den Menschen das Gefühl zu geben, sie hätten die Möglichkeit etwas zu bestimmen. Dabei bestimmt die anonyme Heilige Dreifaltigkeit die Geschicke eines Staates. Grundsätzlich hat sich durch die ökonomische Verknüpfung ein globales politisches System etabliert, dass eher dynamisch funktioniert und sich nicht an der Idee der Nationalstaaten orientiert. Wirtschaftlichkeit und Effizienz prägen politisches Handeln. Ethische Grundsätze sind nicht mehr maßgebend für politische Entscheidungen. Da der Einzelne sich selbst überlassen ist, gibt es auch aus der Bevölkerung wenige Bestrebungen an politischen Entscheidungen zu zweifeln. Das Denken der Internet-Generation, dass alles dazu dient die Welt besser zu machen und diese Maxime sich auf rein positivistisches und materialistisches Weltbild stützt, hat sich endgültig durchgesetzt. Die Unantastbarkeit der Menschenwürde hat sich als lästiges Übel überlebt, weil sie der Schaffung eines perfekten Menschen, der nur den wirtschaftlichen Nutzen als einzige normative Kraft anerkennt, im Wege steht. Dazu gehört, dass die technische Entwicklung sich nicht ins unendliche fortgepflanzt hat, sondern auf dem Status von 2015 stehen geblieben ist. Man hat sich in eine Sackgasse manövriert und das politische System verhindert Innovationen und Weiterentwicklung, weil die Menschen keine Zeit haben, um neue Visionen zu entwickeln.

 Alethea Cumberland gehört durch ihre Herkunft eigentlich zu den Maden. Sie schickt sich an in die Kaste der Emporkömmlinge hinein zu wachsen. Sie hat ihr einziges Talent genutzt, um ihr Schuldenkonto in absehbarer Zeit ausgleichen zu können und danach Vermögenswerte anzuhäufen. Dazu gehört allerdings, dass sie weiterhin erfolgreich ist. Ein Fehltritt, ein Flop und sie fängt wieder von vorne an. Alethea profitiert von ihrer Popularität und genießt einige Privilegien der Elitären. Doch der Druck auf sie ist groß. Dementsprechend steckt hinter ihrer Arroganz ein Stück Unsicherheit und Nervosität. Zudem gibt es genug Menschen, die ihr mistrauen, weil sie durch ihre individuelle Kreativität vorangekommen ist und dies nicht zur utilitaristischen Vorstellung von ökonomischem Erfolg passt. 

 

Heureka

Als ich nun die dritte Ebene für meinen Roman über Jo Sommer suchte, fielen mir wieder Cherry-Garrard und George Bernhard Shaw ein. Mein Instinkt als neugieriger Autor sagte mir, dass man diese zwei Geschichte wunderbar miteinander verknüpfen konnte. Warum sollte Jo Sommer nicht ein ähnliches Problem wie ich haben. Sie soll oder will einen Roman über die Südpolexpedition schreiben und verzweifelt an der Umsetzung, weil sie sich nicht befähigt fühlt, mit einem historischen Stoff adäquat umzugehen. Bisher hat sie Fantasyromane geschrieben, wie die Hexen von Iverness und irgendwelche Drachenmumpitz. Es fällt ihr leicht, eine Welt zu erfinden. Die reale Welt zu beschreiben, fällt ihr allerdings schwer.

 Sie lässt ihrer Phantasie freien Lauf und daraus entstehen die Kausalzusammenhänge und sich muss sich nicht mit Kausalzusammenhängen rumschlagen, die einem wirklichen Geschehen entsprechen. Sie sorgt sich, als Autorin an dem historischen Stoff zu scheitern und ihren erreichten Status als Autorin zu verlieren.

 Wie passt nun das Zweigespann Cherry-Garrard und Shaw da rein? Auf dem ersten Blick wohl überhaupt nicht. Und das macht es für mich spannend. Die erste Ebene ist Aletheas Leben in der Zukunft. Sie berichtet über ihr Literaturprojekt, wie sie auf das Thema gekommen ist, ihre Furcht vor dem Versagen, ihre kleine Welt, in der sie als wohlhabende Autorin ihre Marotten und ihre Arroganz pflegt.

 Die zweite Ebene ist das Leben von Jo Sommer, die heutige Gegenwart. Ich werde nach und nach ihr Leben beschreiben. Ihr Vater, der nach dem die Mutter die Familie verlassen hat, in Depressionen verfällt und sich um nichts kümmert. Die Vorgeschichte, die Erbschaft, die dazu führt, dass die Ehe der Eltern auseinanderbricht usw.

 Die dritte Ebene handelt vom den Zwiegesprächen zwischen Cherry-Gerrard und Shaw. Sie treffen sich, um über Cherry-Garrards Buchpläne zu sprechen. Die Gespräche eskalieren immer wieder, weil Shaw mit seinen Zynismus den trägen Cherry-Garrard aus der Reserve locken will und die Unterhaltungen nach seinem Gusto gestalten will. Mal verhört er Cherry-Garrard, mal spielt er den liebevollen alten Knaben, mal den Therapeuten. Erst im Laufe der Debatten gelangen sie zum eigentlichen Kern der Geschichte. Cherry-Garrard, der Edelmann aus reichen Hause, der seine Depression und eines posttraumatische Belastungsstörung wie ein Haustier pflegt, wird von Shaw als Vertreter der reichen Klasse enttarnt, der sich einen Weg sucht, um nie wieder am Leben teilnehmen zu müssen. Während Scott keine Chance hatte, der Realität zu entfliehen, weil er sich sein Leben lang gegen den sozialen Abstieg stemmen musste. Er war Sohn eines Brauereibesitzers, der früh verstarb und der seine Familie kein Vermögen hinterließ, so dass Scott nur die Möglichkeit hatte, durch eine Karriere bei der Marine, für den nötigen Unterhalt der Familie zu sorgen und durch die Teilnahme an solchen Expeditionen seine Chance sah, den nötigen Wohlstand für ein beinahe sorgenfreies Leben zu erwirtschaften. Er war Opfer und Held der Geschichte zugleich, während Cherry-Garrard sich zu Unrecht zum Opfer stilisiert.

 Alle Ebenen stehen zuerst selbstständig nebeneinander. Lange Zeit ist zum Beispiel nicht klar, dass Alethea und Jo ein und dieselbe Person sind. Die Ebenen verknüpfen sich über ihre Aussagen, über die Themen die sie behandeln. In allen drei Ebenen geht es letztendlich um drei verschiedene soziale Systeme, die doch vieles gemeinsam haben: es gibt ein starkes soziales Gefälle zwischen einer kleinen Elite, die sich auf ihrem Wohlstand ausruht und dem großen Rest der Menschheit, die sich knechten muss, um zu überleben. Der soziale Aufstieg ist kaum möglich. Shaw und Alethea Cumberland sind in einer ähnlichen Situation. Beide kommen aus gewöhnlichen Verhältnissen und haben aufgrund ihrer Talente den sozialen Aufstieg unter großen Opfern geschafft. Shaw ist bekennender Sozialist und hat sich politisch engagiert, während Alethea ohne politisches Bewusstsein durch ihr Leben schlängelt. Alethea wird im Laufe des Textes die Verbindung zu Shaw und Cherry-Garrard erkennen und ihr politisches Bewusstsein entdecken. Ihr Buch über die Südpolexpedition entwickelt sich zu einer politischen Kampfschrift. Dazu muss sie auch erkennen, dass sie ihr altes Ich, Jo Sommer, im Laufe ihres Lebens zugunsten ihres Strebens nach Anerkennung verraten hat. Der Text soll davon profitieren, dass sich die anfänglich für sich stehenden Ebenen im weiteren Verlauf verzahnen und zu einer Ebene zusammenwachsen.

 

Wie tief darf das Wasser sein?

 

Ich muss mir Einhalt gebieten und mir eine grundsätzliche Frage stellen. Wie tiefgängig sollte ich Charaktere zeichnen? Wann wirken sie platt, wie Abziehbilder oder Klischees? Ab welchen Punkt bekommen sie Tiefe und wirken realistisch? Wann wirken Figuren überfrachtet und viel zu komplex, so dass ich mich als Autor in ihren Wesensmerkmalen verheddere und ich widersprüchliche Figuren schaffe, die ich selbst nicht mehr verstehe?

 Neben dem Sprachstil finde ich den Aufbau der Charaktere das wichtigstes Element der Gestaltung. Wenn man nicht den richtigen Ton findet, kann sich damit jede gut gemeinte Geschichte versauen.

 Ich habe vor mehr als einem Jahrzehnt einen Kurzgeschichtenzyklus vollendet, der mich heute noch beschäftigt. Ich hatte damals ein Faible für Maler und deren Werke entwickelt. Ich setze mich immer wieder mit anderen Kunstformen auseinander und lasse mich davon inspirieren. Eine Geschichte aus dem Kurzgeschichtenzyklus lag mir besonders am Herzen, weil ich vor ca. zwanzig Jahren ein Gemälde im Musee d´Orsay gesehen habe und ich völlig in dieses Gemälde vernarrt war. Es handelt sich um die Heuernte von Bastien Lepage, einen etwas unbekannteren Naturalisten aus der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Ich brauchte Jahre um die Geschichte zu entwickeln. Damals gab es im Internet noch nicht viele Informationen über unbekanntere Maler und ich wollte unbedingt wissen, welches malerische Genie und auch welche Persönlichkeit hinter diesem Gemälde standen und daraus einen Plot für eine Kurzgeschichte entwickeln. Alleine dafür hat es Jahre und einige Zufälle gebraucht.

  Bastien Lepage kam aus einer Bauernfamilie und lebte Zeit seines Lebens im Schoß seiner Familie. Er starb mit Mitte dreißig und hatte bis dahin einen gewissen Erfolg als Maler gehabt. Er war wohl ein- oder zweimal auf dem alljährlichen Pariser Salon vertreten gewesen, was damals die wichtigste Anlaufstelle für Maler war, die Erfolg haben wollten. Das Gemälde zeigt seine Schwester, die sich während der Heuernte eine Pause gönnt und man sieht ihr ihre Erschöpfung an, allerdings auch die Entspannung während der verdienten Pause. In ihrem Bauernkleid, mit ihren großen schwarzen Augen, ihren groben Wangenknochen und den dicken schwarzen Augenbrauen wirkte sie sehr ländlich und einfach. Das ganze Sujet strahlt eine kontemplative Ruhe aus.

 Meine Geschichte handelte nun von Julius, der alleine am Waldrand in seinem Elternhaus lebt und nachdem er erfährt, dass er nicht mehr lange leben wird, Rückschau hält. Er vergleicht sich mit Bastian Lepage, den er beneidet für sein einfaches Leben und das ihm Zuneigung seiner Mitmenschen sicher war. Auch Julius ist Künstler und verdient sein Geld mit dem Fotografieren von Tierkadavern, die er im Wald findet und für seine Bilder kunstvoll drapiert. Er ist einsam, hat nur wenig soziale Kontakte und die hat er sich mit seiner menschenverachtenden Art auch noch zerstört. Seine Muse Fanny hat ihn verlassen, nachdem ihr einen wenig glaubwürdigen Heiratsantrag gemacht hat.

 Julius Eltern haben sich getrennt als er ein Kind war. Seine Schwester und sein Vater sind in die Stadt gezogen und seine Mutter und er sind im Haus am Waldrand geblieben. In der ursprünglichen Version habe ich die Schwester als verzogene Göre aus der Stadt beschrieben, die sehr egozentrisch agiert und nichts anderes im Kopf hat als sich in irgendeiner Art zu profilieren. Ich habe sehr stark auf den sexuellen Aspekt ihrer pubertären Entwicklung reduziert. Sie stellte eine plumpe Verführerin dar, die Julius in jeglicher Hinsicht den Kopf verdreht. Als seine Mutter stirbt, lässt sie Julius im Regen stehen, da sie das Interesse an ihm verloren hat. Dadurch scheint Julius Schicksal besiegelt zu sein. In einer Kurzgeschichte hat man als Autor nicht viel Raum für tiefschürfende psychologische Analysen. Ich bin also glücklicherweise gezwungen die psychischen Motive der Figuren aufs Nötigste zu reduzieren. Das macht das Schreiben von Kurzgeschichten so interessant. Man pickt sich nur einen Teil der Handlung heraus, man pickt sich auch ein oder zwei Aspekte einer womöglich viel komplexeren Persönlichkeit heraus. An dieser Stelle hat das nicht gereicht, weil die Figuren dadurch zu eindimensional wirkten.

 Leider habe ich immer ein Problem, jemanden zu finden, der sich als Lektor für meine Texte betätigen will. Bevor man einen Text auf die Öffentlichkeit los lässt, sollte jemand mit Sachverstand sich dem Text widmen. Das ist auch eine Angelegenheit des Vertrauens, weil jeder, der einen Text liest, eine Meinung dazu hat, aber wenige können aus einer objektiven Perspektive heraus, die Qualität eines Textes beurteilen.

 Momentan kenne ich eigentlich nur zwei Personen, die ich an meine Texte heran lasse und denen ich das nötige Vertrauen entgegenbringe. Dazu habe ich auch schon zu viele schlechte Erfahrungen mit gutgemeinten Ratschlägen gemacht. Das Spektrum reicht von Ignoranz (ja, ich habe deine Kurzgeschichte gelesen, aber worum es ging, habe ich vergessen) bis zu Besserwisserei (die Geschichte kenne ich schon, die hat doch so´en Typ aus der Schweiz schon mal geschrieben) habe ich alles erlebt. Also überlasse ich das Lektorieren meiner Frau und meinem besten Freund Christian. Beiden vertraue ich ohne Einschränkung, dafür haben sie ein anderes Problem: Sie haben keine Zeit.

 Meine Frau Henrike hat einen ähnlichen hohen Anspruch an literarische Qualität wie ich. Sie hat aber auch teilweise einen anderen Geschmack wie ich. Sie liest anspruchsvollen Mainstream und hat nicht die Neigung zu abstruser Literatur oder Romanen der Weltliteratur. Die Philosophie geht ihr total ab. Sie findet es wahrscheinlich ganz toll, dass ihr Ehemann sich da ein wenig auskennt, aber sie kann damit nicht viel anfangen. Eigentlich stelle ich mir in meinen heimlichen Schriftstellerträumen so meinen Leser vor. Solche Menschen sollen meine Bücher kaufen. Bei Christian ist es völlig anders. Er ist Doktor der Philosophie und schreibt selbst. Zu ihm schaue ich herauf, wenn es um die Philosophie geht. Bei der Literatur haben wir einen ähnlichen Geschmack. Er ist belesener als ich. Das liegt daran, dass er einfach schon immer und überall Bücher liest und wahrscheinlich auch manches einfach nur quer liest, während ich ja einer von denen bin, die Bücher von der ersten bis zur letzten Seite liest, egal wie anstrengend und schlecht es ist. Ich kann nicht aufhören ein Buch zu lesen, bis ich die letzte Seite erreicht habe. Wenn Christian meine Texte liest, sind seine Anmerkung fundiert und die eines Literaten, der also auch genau die Wirkung des Textes auf den Leser allgemein erfassen kann.

 Er hat die Kurzgeschichtensammlung angefangen zu lektorieren und mir bei meinem letzten Besuch, es war ein trüber Herbsttag und wir sind im strömenden Regen durch den Wald gestapft, zu eröffnen, dass bei der Heuernte die Schwester sehr platt getroffen sei und darunter die gesamte Geschichte leide. Es reiche nicht aus, die Schwester als lüsterne Stadtgöre zu zeichnen.

 Die Geschichte habe ich wie gesagt vor langer Zeit begonnen und die Kurzgeschichtensammlung ist ein Flickenwerk. Andere Geschichten habe ich viel später geschrieben. Z.b. die zweite Geschichte ist ca. acht Jahre alt. Ich habe dort zum ersten Mal eine Begebenheit aus meinem Leben verarbeitet. Normalerweise verabscheue ich die autobiographischen Schilderungen von Autoren. In diesem Falle habe ich mich hinreißen lassen und hier wirkte der Text auf Christian wesentlich stringenter und durchdachter.

 Mein Fazit war, dass ich mich doch als Autor weiter entwickelt habe und viele meiner alten Texte dadurch an Qualität verlieren, weil ich bei den Personen nicht wirklich authentische Möglichkeiten der Charakterzüge herausgearbeitet, sondern nur Klischees verwendet habe.

 Also habe ich mich noch einmal, nach langer Zeit, an den Text heran gewagt. Nun ist es nicht mehr von Bedeutung, dass die Schwester in der Stadt groß geworden ist und deswegen sich zu einem bösen Luder gemausert hat. Die Schwester ist nun eine ambivalente Person, die einerseits von ihrem Bruder, dessen einzige Bezugsperson sie zu sein scheint, genervt ist, andererseits aber es auch genießt, Macht über ihn zu haben. Sie verzweifelt an dieser Situation und als die Mutter stirbt, nimmt sie die Gelegenheit wahr, um Julius mitzuteilen, dass sie ihn nicht mehr sehen will und ihn damit auch beschützen möchte, weil er ansonsten nie ein eigenes Leben führen wird. Was Julius daraus macht, kann der geneigte Leser hoffentlich irgendwann mal in einem gebunden Buch oder E-Book nachlesen.

 

Exkurs Schreibstil

Bevor ich die Handlung weiter entwickle, mache ich noch einen wichtigen Exkurs zum dem letzten Element meiner Überlegungen: Der Schreibstil. Bevor ich die ersten Zeilen meines Textes schreibe, muss mir klar sein, wie ich Sprache anwende, um meine Geschichte adäquat transportieren zu können. Dazu gehören einige Grundüberlegungen. Ich will sondieren, welche Möglichkeiten ich habe, einen geeigneten Sprachduktus zu finden. Ich werde mich in den nächsten Einträgen mit Vorbildern beschäftigen und im Laufe der Auseinandersetzung mit literarischen Spielarten ausloten, welche Arten der Sprachanwendung zu mir passen. Dieser Findungsprozess ist für mich sehr wichtig und resultiert aus meinen Erfahrungen mit meinen vorherigen Texten. Ich glaube, dass viele meiner Frühwerke daran scheiterten, dass ich sehr unbewusst Sprache angewendet habe. Oft verlief das Verfassen meiner Texte in einer Art Sprachausfluss, der unkontrolliert über die Deiche schwappte und im Hinterland meiner Geschichten schlimme Schäden anrichtete. Spätestens bei der ersten Korrektur war ich nur mit Aufräumarbeiten beschäftigt und ich nahm mir meine Chancen, den Plot und meine Absichten in aller Ruhe zu betrachten. Den persönlichen Sprachduktus für eine Geschichte vor dem Schreiben zu erforschen, gehört zur Schreibökonomie. Der geneigte Leser sollte mich jetzt nicht als Sprachkapitalisten verteufeln, der seinen Gewinn durch Effizienz ins Unendliche steigern will. Es geht nur darum, dass ich mich nicht verzetteln will und ich und Sie als Leser Freude an meinen Texten haben. Das sollte ein ehrenwertes Ziel sein. Natürlich gibt es diese Sprachtalente unter den Schriftstellern, die von Anfang an ihren perfekten Ton haben. Viele dieser Sprachtalente sind aber auch im Laufe ihres literarischen Schaffens langweilig geworden, weil sie sich auf ihren natürlichen Fähigkeiten ausgeruht haben. Es gibt so vieles in der Anwendung der Sprache zu entdecken und wie wir alle wissen, ist die freiwillige Selbstlimitierung der Tod der Kreativität.

Charakterisierung der Hauptpersonen und ihre Vorgeschichte Teil 3

Die Töchter der Familie Sommer:

Johanna Sommer

Jo wird als Wunschkind geboren. Ihre Eltern sind auf dem Höhepunkt ihrer Beziehung. Mit der Geburt Johannas scheint sich alles zum Besten zu wenden. Sie ist Papas Liebling, der sich in seiner Freizeit liebevoll um  sie kümmert und alles unternimmt, damit Johanna glücklich aufwächst. Auch ihre Mutter umsorgt Johanna mit Hingabe. Irgendwann schlägt die Fürsorge aus Liebe in Fürsorge aus Angst um. Kerstin sieht überall Hürden für die Entwicklung ihres Kindes. Sie kann das Kind nicht unbekümmert aufwachsen sehen, sondern vermutet überall Schwierigkeiten und Einschränkungen. Bis Johanna in den Kindergarten geht, eskaliert der Widerspruch der mütterlichen Erziehung zu den Ansichten des Vaters über eine unbekümmerte Kindheit und es kommt immer öfters zum Dissens zwischen den Eltern. Nach einem heftigen Streit und anschließender Versöhnung beschließen sie, noch ein Kind zu bekommen. Sie denken, dass es ihre Beziehung festigt und ein Kind ihr Glück wieder vervollständigen könnte. Johanna ist ein aufgewecktes Kind und trotz der ängstlichen Fürsorge ihrer Mutter ein neugieriges Kind. Als ihre kleine Schwester geboren wird, übernimmt sie von Anfang die Rolle der großen Schwester, die auf die kleine Schwester aufpasst und gerne Verantwortung übernimmt. Im Kindergarten fällt sie auf, da sie sich das Lesen beibringt und gerne Geschichten erfindet, die sehr lebhaft wirken, so dass manche Erwachsenen glauben, sie erzählt wahre Begebenheiten.

Luisa

Mit Luisas Geburt beginnt die Katastrophe. Luisa ist ein anstrengendes Kind. Sie schreit viel, schläft wenig und hält die Eltern ständig auf Trab. Die Eltern sind nach einem halben Jahr völlig erschöpft. Kerstin zeigt Anzeichen einer Depression, die Olaf nicht erkennt. Er denkt, dass sie eine Pause braucht, nimmt sich Urlaub, macht krank und übernimmt immer mehr die Sorge für Luisa und Johanna. Dadurch beginnen seine Probleme auf der Arbeit, weil er dort unkonzentriert ist und immer mehr Fehler macht. Kerstin und Olaf haben keine Unterstützung. Olafs Eltern haben Kerstin schon immer abgelehnt, weil sie ihre Schüchternheit als Unhöflichkeit betrachten. Sie nehmen die Kinder an manchen Tagen zu sich, allerdings immer mit dem Kommentar gewürzt, dass sie schon immer gewusst haben, dass Kerstin die falsche  Frau für Olaf sei. Olaf überwirft sich mit seinen Eltern und bald haben sie nur noch sich selbst. Luisa bleibt ein problematisches Kind. Mit zwei Jahren läuft sie mehrmals von zu Hause weg. Ihr Fernbleiben bleibt oft lange unentdeckt, weil ihre Mutter depressiv im Bett liegt und nicht merkt, dass sie verschwunden ist. Es gibt mehrfach große Dramen um das Wiederauffinden. Luisa redet wenig und wenn sehr undeutlich. Sie befolgt Anweisungen nicht und kann nicht lange ruhig sitzen. Genau in diesem Moment erbt Olaf das Haus seines Onkels. Später wird Luisa völlig verstummen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob dieses Verstummen eine psychische Ursache haben soll oder die Folge einer schlimmen Erkrankung ist.

Nennen wir die Kinder doch beim Namen

Als nächstes beschäftige ich mich ausführlich mit den Personen. Zwei wichtige Personen habe ich schon genannt und ihnen Rollen zugewiesen. Es geht im Folgenden darum, den Personenkreis zu erweitern und diese Personen lebendig werden zu lassen. Dazu gehören Details wie Namen, Charakterbeschreibungen und die Historie jeder Person. Es ist überaus wichtig, ihnen Leben einzuhauchen und dazu gehören nun einmal auch die Herkunft und die Einflüsse, die einen Menschen prägen. Für mich hat es sich als praktisch erwiesen, eine Art Dossier zu jeder Person zu entwerfen. Dabei erstreckt sich diese Feinarbeit auf Hauptpersonen und wichtigen Nebenfiguren. Alles andere führt zu weit und ist wieder kontraproduktiv. Am Ende entsteht ein eigener Mikrokosmos, der die Grundlage für die Entwicklung der Handlung darstellt. Meine Arbeit beginne ich, indem ich mir einen Kreis an Hauptpersonen überlege. Anfangs sind das drei bis fünf Personen. Nach und nach kommen noch ein paar Hauptpersonen hinzu. In diesem Fall ist es einfach: Im Mittelpunkt steht eine Familie. Also: Mama, Papa, Kinder. Sollen es mehrere Kinder sein? Sohn und Tochter oder nur Töchter? Die Hauptperson soll am Anfang der Erzählung ca. 12 Jahre alt sein. Erfahrungsgemäß sind die ältesten Kinder einer Familie am meisten von Konflikten in der Familie betroffen. Sie fechten viele Konflikte für die jüngeren Kinder aus. Sie sind oft diejenigen, die den Streit der Eltern am ehesten zu spüren bekommen, weil niemand älteres da ist, der sie beschützt und ihnen Rat geben kann. Zumeist haben sie die Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister. Also bekommt die Hauptperson ein jüngeres Geschwisterkind an die Seite gestellt. Wir nehmen ein Mädchen, das etwas jünger ist, so etwa sechs bis acht Jahre alt. Die Familie besteht aus einem Vater, Mutter und einer Tochter 12 Jahre alt und einer Tochter acht Jahre alt. Ich modelliere erst einmal diese vier zentralen Figuren und erarbeite mir den Familienkosmos. Die Verbindungen und Vernetzungen zwischen den vier Personen müssen vor dem Schreiben schon deutlich erkennbar sein. Z.B. welche Tochter ist ein Vater- oder Mutterkind? Wie fasst die Mutter ihre Rolle in der Erziehung auf? Ist der Vater mit seiner Position in der Familie glücklich? Wie sieht diese aus? Aber am Anfang steht erst eine ganz banale Angelegenheit: Die Menschen brauchen Namen. Ein heikles Thema. Es gibt durchaus Autoren, die die Namen ihrer Figuren mit einer Symbolik beschweren. Das bekannteste Beispiel: Die Ehre der Katharina Blum von Heinrich Böll. Dazu muss man sagen, dass ich nie ein großer Böll-Fan war. Die meisten deutschen Autoren aus der Nachkriegszeit, egal ob Gruppe 47 oder nicht, langweilen mich auf die eine oder andere Weise. Katharina Blum soll unschuldig und vielleicht sogar etwas naiv klingen, naturnah und rein. Wenn man Angelika Winkler in der Verfilmung sieht, denkt man, dass der Regisseur nicht viel von der Namensgebung gehalten hat. Sie wirkt verstört und gebrochen, anstatt naiv und verletzlich. Mit der Symbolik nehme ich es nicht sonderlich ernst. Es sollten in dem Fall der Familie bodenständige Namen sein. Namen, die typisch zu der Zeit der Geburt der Personen war, verbunden mit einem gewöhnlichen häufig vorkommenden Nachnamen. Dahinter steckt nicht die Überlegung die Namen mit Symbolen oder einer Konnotation aufzuladen. Diese Familie ist nicht aus der Zeit gefallen. Sie soll die Auseinanderentwicklung der sozialen Schichten repräsentieren und deswegen sind es Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die nun einmal nicht Baronin von und zu heißen. Das junge Mädchen wird als Erwachsene für die Ausübung ihres Berufes als Schriftstellerin einen Künstlernamen benutzen, der natürlich abgefahren und interessant klingen muss.

Name der Hauptperson:

Jo (hanna) Sommer Hauptperson Künstlername: Alethea Cumberland

Lu (isa) Sommer Schwester

Olaf Sommer Vater

Kerstin Sommer Mutter

Wir verorten uns jetzt mal

Wir sind aber nicht am Ende der Geschichte. Trotzdem ist es schön zu sehen, dass der Anfang ganz logisch zu einem sinnvollen Ende führt und nichts ist besser, als als Autor schon einmal den Gesamtrahmen der Handlung zu kennen. Bevor ich den Rahmen mit Leben fülle, gibt es noch viele Details zu klären. Wir haben die Zeit geklärt und nähern uns jetzt dem Raum, das heißt dem Ort der Handlung. Alle meine Romane haben meine Heimat als Bezugspunkt. Man möge mir daraus den Vorwurf stricken, dass ich nur das mir Bekannte beschreiben kann. Es steckt mehr dahinter. Natürlich fällt es mir leichter die Umgebung, in der ich lebe, zu erfassen und als Autor literarisch zu reproduzieren. Ich lebe in Mittelhessen und habe hier meine Wurzeln. Nur ein kleiner Teil meiner Familie stammt von hier und trotzdem zähle ich mich zu den Eingeborenen. An der Art wie ich Rede kann man meine Herkunft bestens erkennen. Ich spreche diese weiche labberige hessische Sprachtönung, die zwischen nasalen und nuscheligen Lauten über die hart klingenden Buchstaben hinweg huscht. Den örtlichen Dialekt imitiere ich, ohne ihn perfekt sprechen zu können.

Ich habe niemals an einem anderen Ort gelebt und natürlich, wenn ich Berlin, Frankfurt oder Köln bin, frage ich mich, ob ich dort besser leben könne. Sogar wenn ich an die Nordsee in den Urlaub fahre, frage ich mich, ob ich nicht lieber am Meer leben sollte, anstatt in diesem verwaschenen Klima zwischen Taunus und Westerwald. Und doch kehre ich jedes Mal in das Lahntal zurück und kann es kaum erwarten den Karlsmunt zu sehen oder unsere Straße, die auf einer Halbinsel zwischen Lahn und Dill liegt. Wenn ich aus meinem Wohnzimmer zwischen die Häuser schaue, kann ich den Wetzlarer Dom sehen und wenn ich die Straße herunter laufe, bin ich an der Lahn und sehe die alte Lahnbrücke. Das ist meine Welt und sie ist nicht immer hübsch anzusehen. Wetzlar ist vom Fluch oder Segen, je nachdem aus welche Perspektive man schaut, betroffen eine Altstadt zu haben, die von modernistischer Industriekultur umringt ist. Es ist bezeichnend, dass das höchste Gebäude in Wetzlar nicht der Dom, sondern einer der Türme von Heidelberg-Cement ist, die dieses Jahr fallen sollen. Vor ein paar Jahren hat man das Betonwerk stillgelegt. Es ist fraglich, ob das die mutwillige Zerstörung eines Denkmals ist oder die Befreiung einer Stadt, die seit mehr als einem Jahrhundert von der Industrie dominiert wird. Und genau dieser Zwiespalt macht für mich als Autor die Stadt und die Gegend interessant. Wunderschöne Ausblicke säumen die Höhen über der Stadt. Bei klarem Wetter habe ich das Gefühl, vor mir liegt ein unberührtes grünes Paradies. Ist man unten in der Stadt, zur besten Stoßzeit, drängeln sich die Autos mit aller Gewalt über den Karl-Kellner-Ring in die Braunfelser Straße hinein. Der Krach ist unerträglich und man wähnt sich in einer Großstadt. Fährt man nach Niedergirmes, liegt links das übermächtige Industriegelände der Firma Buderus und rechts der an vielen Stellen unansehnliche Ortsteil, der seinen negativen Ruf nicht wirklich verdient hat. Biegt man ab, fährt an den Rand des Stadtteils kann über eine steile Auffahrt einer der schönsten Aussichtspunkte der Gegend oben auf dem Simberg erreichen. Dann liegt das Lahntal vor einem und man kann sogar über die Industrietürme hinwegsehen.

Es gibt kein richtiges Leben im falschen

Unsere Hauptfigur blickt im Alter von vierzig Jahren auf ihr Leben zurück. Ihre Kindheit war geprägt von Lieblosigkeit und Chaos und erst mit dem Erwachsenwerden hat sie sich befreien können. Sie hat den Schmerz der verlorenen Kinder- und Jugendjahre verdrängt. “Ich habe viele Texte über fremde Menschen geschrieben, die ich entweder nicht kannte oder die ich erfunden hatte. Die Geschichten hatten nichts mit meinem Leben gemein. Ich konnte nicht über mein Leben schreiben. Der Schmerz hockte wie ein gefährliches Raubtier im Käfig in mir drin. Hätte ich ihn beim Schreiben heraus gelassen, hätte er mich getötet.“

Weil sie viel Zeit und Kraft in fiktive Welten investiert hat, hat sie ihren Schmerz betäubt können. Sie ist eine erfolgreiche Krimiautorin oder Fantasyautorin. Ihre publizierte Herkunft ist Fiktion. Die Menschen lieben Mitglieder der Elite, die aus gutem und reichem Hause kommen und aus Langeweile Schriftsteller werden. Niemand liebt Versager aus schwierigen Verhältnissen. Das ist das Mantra der Zukunft und kommt aus unserer Gegenwart. Es kommt der Moment an dem sie die Ächtung einer solchen Herkunft nicht mehr aushalten kann. Sie gesteht sich und der Welt die Wahrheit. Sie berichtet über ihre Kindheit und wie sie zur Selbstlüge kam.

Die Gesellschaft liebt erfolgreiche Menschen und in 2029 wird es sich noch verschlimmert haben, weil sich der Graben zwischen Arm und Reich nicht mehr überbrücken lässt. Es wird zwischen 2015 und 2029 Ereignisse gegeben haben, die dazu geführt haben, dass die westlichen Gesellschaften ihre solidarischen Strukturen verloren haben. Es wäre zu einfach an der Stelle zu behaupten, wie die sozialen Mechanismen in dieser Zukunft funktionieren. Bevor ich die Geschichte schreibe, gilt es genau hinzuschauen und das soziale System, ausgehend von der Gegenwart, zu präzisieren. Eine bekannte Autorin bringt den Mut auf und engagiert sich gegen die gesellschaftliche Lüge, die nicht nur sie bestimmt, sondern das Leben aller. Natürlich ist es interessant zu sehen, wie dies von ihrem Umfeld aufgenommen wird und dies kann der Schluss des Romans sein. Im schlimmsten Fall rührt es niemanden und es ändert sich nichts. So wie es nihilistische Autoren wie Houellebecq gerne propagieren. In der Wirklichkeit gibt es keine Superhelden, die Gesellschaften von einem Tag zum anderen zum Besseren ändern. Es gibt nur langwierige Prozesse, die die Menschheit verändern und der Ausgang liegt im Nebel der Geschichte