
Wer sich heute zum Marathon-Man aufschwingen will, braucht irgendeine schicke Uhr, die jeden Lauf zuverlässig aufzeichnet. Orte, Tempo, Dauer, Herzschlag usw. Meine Garmin hat einige Sensoren und wenn ich wollte, könnte ich mit ihr sogar meine Schrittlänge aufzeichnen. Garmin hat den Ruf unerbittlich zu sein. Es kann einem passieren, dass man 25 Kilometer in absoluter Bestzeit gelaufen ist und die Uhr den Rekord grimmig mit unproduktiv bewertet. Die Uhr ist mit der Adidas-Running-App verknüpft und so kann ich den schwarzen Bandwurm verfolgen, den ich mit meinen gezählten und dokumentierten Schritten in die Landkarte zeichne.
Die zweite Woche liegt hinter mir. Im Moment bekomme ich die erhöhte Anzahl an Läufen und das zusätzliche Krafttraining ganz gut in meinen Alltag unter. Ich muss manchmal auf andere Tätigkeiten verzichten und ein wenig Aktivitäten-Crossing betreiben. Gestern hatte mein Sohn ein Fußballspiel in der Nähe. Ich habe ihn zum Sportplatz gebracht und bin an die Lahn gelaufen, um 12 Kilometer Dauerlauf in 70 Minuten hinter mich zu bringen. Ich kam zur zweiten Halbzeit wieder und konnte meinen Sohn zujubeln und wieder heimbringen. Eine Gewöhnungssache und nichts Neues für mich. Es gibt zum Glück Komoot. In der kostenlosen App-Version kann man Laufstrecken in der Umgebung suchen und meistens wird man fündig.
Ich bin übrigens ein Asphaltjunkie, der es am liebsten hat, wenn der Weg vor ihm sich wie ein schwarzes Band unter seinen Füßen abspult. Dafür braucht man die richtigen Schuhe und den richtigen Laufstil. Ich hoffe, ich habe beides. Bis jetzt bin ich ohne Verletzungen ausgekommen. Ich spüre unter meinen Fußsohlen die Unebenheiten und es macht mich manchmal kirre. Zum Beispiel bin ich heute zur Badenburg gelaufen. Der Weg dorthin führt durch eine alte Ferienhaussiedlung. Der Asphalt sah aus wie hingeschissen. Alle halbe Meter hat jemand den Asphalt ausgebessert und dann noch einmal ausgebessert und nochmal ausgebessert. Tausende Teerfladen, an deren Kanten meine Füße sich verkanten. Musste ich durch. Aber das sind die kleinen Dinge, die mich aus dem Rhythmus bringen.
Die Herausforderung in dieser Woche lag darin, Samstags 12 Km zu laufen und Sonntags 24 km. Darum geht es: seinen Körper an die höheren Belastungen gewöhnen. Es hat funktioniert. Ich mache mir weniger Gedanken um meinen Körper, als um meinen Kopf. Bei so langen Strecken habe ich die Befürchtung, mein Gehirn könnte von einer gedanklichen Ödnis überfallen werden. Aber das wäre dann ja auch ein wenig Meditation, oder? Meine Beine schmerzen auf jeden Fall kaum und bis auf den hohlen Hunger und das Verlangen nach viel Zucker fühle ich mich sehr gut.